Witten. . Irgendwie herrscht eine seltsame Atmosphäre rund um den alten Standort des Edeka-Marktes am unteren Bodenborn. Alle blau-gelben Schilder hängen noch, teilweise wirken sie verfallen. Hinterm Schaufenster ist es dunkel. Der Zahnarzt, dessen Praxis im Gebäude liegt, findet drastische Worte.

„Die Ecke hier entwickelt sich zum Niemandsland“, sagt Zahnarzt Dr. Michael Bär. Seine Praxis liegt in dem Gebäude am Bodenborn 30, wo bis zum 5. April der alte Edeka-Markt seinen Platz hatte. Von weitem sieht es so aus, als ob dort weiterhin Lebensmittel verkauft werden – denn die Schilder hängen noch. Doch durchs Schaufenster fällt der Blick in eine dunkle Höhle. Nichts tut sich. „Das sieht aus wie kurz vorm Abriss“, formuliert es Bär drastisch.

Er bemängelt Unkrautbildung auf dem Bürgersteig, allgemeine Vernachlässigung eben, seit Edeka zur Neuen Mitte gezogen ist. „Und auch Sprayer werden verleitet, sich auszutoben.“ Die Hausverwaltung, die Kölner Kosinus GmbH, kümmere sich nicht. Über einen neuen Mieter sei nichts bekannt. Natürlich nutzen seine Patienten weiterhin das Parkdeck. „Aber viele sind auch schon aus Gewohnheit hier hingefahren, um einkaufen zu gehen und waren dann ganz erstaunt über den Leerstand“, so der Zahnarzt über die alltäglichen Klagen, die er im Mikrokosmos seiner Praxis vor allem von älteren Bürgern regelmäßig zu hören bekomme.

Ergebnis der Umfrage zur Neuen Mitte Bommern

Online fragten wir Sie nach Ihrer Meinung zur „Neuen Mitte Bommern“. 1584 machten mit.

26 % finden sie gut. 13 % fürchten mehr Verkehr auf dem Bodenborn. 13 % hoffen, dass sich hier ein Stadtteilzentrum entwickelt. 48 % fürchten, dass die alten Edeka- und Aldi-Standorte lange auf Nachmieter warten müssen.

Dass sich in den verlassenen Ladenräumen gelegentlich etwas tue, wie ein Leser beobachtete, stimmt. Doch habe das nichts mit einem Neubezug zu tun, so Edeka-Betreiber Ralf Schwalemeyer. Noch sei keine Übergabe an Edeka Rhein-Ruhr (eine Stellungnahme war dort gestern nicht zu bekommen) erfolgt. „In diesem Monat mache ich den Laden leer, dann kommt auch die Werbung weg“, sagt Schwalemeyer. Derzeit sei er damit beschäftigt, Regale und Kältetechnik entfernen zu lassen.

Während Michael Bär bemängelt, dass man am unteren Bodenborn jetzt „nicht mal mehr ein Brötchen kaufen kann“, und sich zum Beispiel einen Netto-Markt oder wenigstens einen Backdiscounter wünscht, ist Ralf Schnippkoweit froh über die Situation. Er wohnt ein paar Häuser weiter und findet es „absolut perfekt“, dass nachts nie mehr LKW ihre Ware abladen und es keine Huperei mehr gibt, wenn Pkw in den Buchten an der Straße ein- und ausparken. „Jetzt muss ich zum Einkaufen nur viel weiter laufen“, sagt er – wie so viele Anwohner.

Trotzdem beißt Schnippkoweit in den für ihn sauren Apfel. Ralf Schwalemeyer jedenfalls kann sich über mangelnde Kundschaft in der „Neuen Mitte“ nicht beklagen. „Ich bin sehr zufrieden.“ Der Zustrom sei seit der Eröffnung am 10. April nicht abgeebbt. Das liege wohl daran, „dass wir bodenständig geblieben sind“, vermutet der Edeka-Betreiber. „Wenn hier was fehlt, was es drüben gab, und ein Kunde beschwert sich darüber, dann bestellen wir das nach.“ Über den alten Aldi oben am Bodenborn sagt er dasselbe wie der Zahnarzt über den alten Edeka: „Das leere Ladenlokal wirkt wie eine dunkle Höhle.“