Witten. . Als Pastor im besonderen Dienst hilft Jochen Winter von Juli an in der Pfarrei Liebfrauen Langenbochum. Der gebürtige Bochumer hat die guten Kontakte aus der Zeit seiner letzten Kaplansstelle aufleben lassen. „Hirte“ ist der 70-Jährige viel lieber als Pfarrer – nämlich ausschleßlich Seelsorger.
„Für den Einkauf“, sagt Pfarrer Jochen Winter, „muss ich immer Zeit mitnehmen“. Nicht weil der gute Hirte von Herbede so ein Schnäppchenjäger ist – auch das. Das Mehr an Einkaufszeit braucht der nun 70-Jährige, weil er an jeder Ecke in seinem Dorf über der Ruhr in ein Pläuschchen verwickelt wird. So wie Jochen Winter davon erzählt, weiß man: Er liebt das – und er wird es bestimmt vermissen.
Dabei wollte er damals, vor 29 Jahren, als Ruhrbischof Franz Hengsbach ihn nach Herbede entsandte, wieder in eine Stadtpfarrei. „Ich komme ja aus Bochum, mitten in der Stadt.“ Zu seiner eigenen Überraschung erlebte er aber keine verschlossenen Dörfler, „sondern Menschen, die mich so positiv aufnahmen, wie ich es in keiner Stadtpfarrei mit 6000 Seelen erlebt habe.“ Ja, die Sympathie war gegenseitig – und der katholische Hirte betont: „Das gilt nicht nur für die Katholiken, wir sind ja mit 25 Prozent in der Diaspora.“
Das Netz der Ehrenamtlichen sei in Herbede dicht geknüpft, das Vereinsleben rege. Seien es die Fußballer, die Handballer oder der Bürgerschützenverein 1850 – Jochen Winter kennt sie alle und alle kennen ihn. „Ich wurde ja nicht Ehrenmitglied weil ich so schön die Messe lese.“ Das „sondern“ muss er gar nicht ausführen: Sondern weil er gerne unter Menschen geht.
Gute Kontakte nach Bochum-Gerthe
Darum auch sagt der Pfarrer der (seit sechseinhalb Jahren) Großgemeinde St. Peter und Paul auch entschieden: „Ich nenne mich nie Pfarrer.“ In dem Titel steckt ihm viel zu viel Verwaltung. „Pastor ist der Hirte seiner Schäfchen“, Jochen Winter sagt es mit Emphase: „Das bin ich.“
Und das darf er bald wieder sein. Denn der reiselustige und sportlich agile 70-Jährige kehrt als Fan des VfL zurück nach Bochum-Gerthe. An seiner letzten Kaplansstelle hat er noch gute Kontakte – und ins Stadion wird er künftig mit der Straßenbahn fahren können.
„Und der Pastor dort freut sich, dass ich helfen kann.“ Als Pastor im besonderen Dienst, „i.b.D.“, will er sich für die Pfarrei Liebfrauen Altenbochum einsetzen. „Ich bin bereit, als Urlaubs- oder Krankheitsvertretung alles zu übernehmen.“ Aber er habe dann nicht mehr die Verantwortung für Finanzen und Personal, er sei eben ausschließlich Seelsorger – „das, was ich am liebsten mache“.
Trotz dieser für Jochen Winter besten Aussichten dürfte ihm der Abschied schwer fallen. Denn er sagt voller Überzeugung: „Das ist ein Völkchen hier, die sind wirklich nett. Herbede werde ich nie vergessen.“ Kaum gesagt, muss der Hirte auch schon wieder los – zur nächsten Vorabendmesse.
Seine Nachfolger in der Großpfarrei von Witten-Buchholz bis Wetter-Volmarstein sieht der 70-Jährige vor schwierigen Aufgaben – „selbst wenn sie nur das tun, was sie tun müssen“: Messen lesen, bei Trauungen, Taufen und Todesfällen die Sakramente spenden. „Meine Kollegen können sich nicht zerteilen.“