Witten. . Fünf Damen und ein Herr leben in der Senioren-Wohngemeinschaft am Bodenborn. Vor fünf Jahren hob die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte mit der Caritas diese in der Region einzigartige Wohnform aus der Taufe. Da musste sogar die NRW-Gesundheitsministerin mal vorbeischauen.
Zusammen alt werden, sich dabei gegenseitig helfen und Unterstützung kriegen, wo’s nötig ist – in der Seniorenwohngemeinschaft am Bodenborn funktioniert das bestens. Das in Witten und dem gesamten EN-Kreis einmalige Modell besteht seit fünf Jahren. Grund genug für NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens, den Geburtstag mit den Bewohnerinnen und vielen Gästen im Katholischen Pfarrheim an der Kapellenstraße zu feiern und hinterher einen Blick in die WG zu werfen.
Normalerweise, sagt die Ministerin, komme sie ja nicht zu solchen Jubiläen. Doch sie glaube, „dass die WG ein Beispiel für eine Lebensform ist, die eigentlich in Zukunft, wenn die geburtenstarken Jahrgänge alt werden, Regelversorgung sein sollte“. Die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte hatte das Konzept gemeinsam mit der Caritas entwickelt. Und die fünf Bewohnerinnen (der sechste im Bunde fehlt heute) können nur bestätigen, dass es funktioniert. „Das ist hier wie im Paradies“, bringt es Hildegard Maas (88) auf den Punkt.
Hier ist man nicht mehr einsam
Luise Zappe ist mit 93 Jahren nicht nur die älteste in der Runde, zu der noch Ingrid Hein (80), Johanna Kossler (87) und Irmgard Reppel (89) gehören, sie war damals auch die erste Bewohnerin. „Wir verstehen uns gut im kleinen Kreis. Wir werden betreut, aber jeder hat trotzdem seine Pflichten.“ Die Damen helfen zum Beispiel Petra Kiffmeier – einer der drei Köchinnen der Caritas, die sich in der WG abwechseln – bei der Zubereitung der Mahlzeiten. Auch die Caritas-Mitarbeiterin bestätigt: „Ich erlebe das hier positiv. Alles wird besprochen und der Speiseplan gemeinsam erstellt.“
Konzept braucht dringend Nachahmer
Natürlich wollen die meisten Menschen in ihrer gewohnten Umgebung alt werden. Erst spät merken viele, dass das auf Dauer nicht geht – doch dann ist es oft zu spät für den Umzug in eine alternative Wohnform wie die Senioren-WG in Bommern. „Rüstigen-WG“ nennt Caritas-Geschäftsführer Hartmut Claes die Einrichtung am Bodenborn 47 zurecht. Denn hier helfen sich die Bewohner untereinander, verrichten gemeinsam alltägliche Arbeiten und haben stets die Sicherheit, dass bei Bedarf schnell Fachpersonal zur Stelle ist.
Das Konzept von Wohnungsgenossenschaft und Caritas geht seit fünf Jahren auf. Schade, dass es nicht mehr Nachahmer in der Region gibt. Wir alle sollten rechtzeitig überlegen, wie wir im Alter leben wollen und entsprechende Räume schaffen. Damit wir, wenn es soweit ist, die Wahl haben.
Weil noch ein Platz frei ist in der WG, wird Hildegard Debus hier bald drei Tage probewohnen – auch das ist möglich. Es habe lange gedauert, sagt die 87-jährige Hevenerin, bis sie sich zu dem Schritt entschlossen habe. Denn seit 40 Jahren lebt sie in ihrer Wohnung. Doch das viele Treppensteigen schaffe sie nicht mehr. Und außerdem „ist man doch so furchtbar einsam“.
Auch Hannelore Hilbers, rüstige 74, steht auf der Warteliste. Sie ist alleinstehend und möchte gern „in Gemeinschaft alt werden“. Die Wahl traf sie so früh, „damit ich mich noch selbst einbringen kann“. Es gebe nur ein Problem: Mit 860 Euro Rente könne sie die Kosten von rund 730 Euro nicht allein tragen, für einen Zuschuss reiche es aber auch nicht. Weil alle Beteiligten gerade nach einer Lösung suchen, hoffe sie aber, dass es doch noch klappt.