Witten. . Die Traditionsgaststätte „Zur schönen Aussicht“ an der Trienendorfer Straße schließt. Doch noch hat in Bommern und Umgebung das Kneipensterben nicht begonnen: Denn Haus Zappe hat eine neue Wirtin. Und nicht zuletzt gibt es noch Haus Schulze.
Siebzehn Jahre lang stand Ulrike Braun hinterm Tresen ihrer Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ auf der Grenze zwischen Bommern und Wengern. Seit einigen Tagen fließt kein Bier mehr aus den Zapfhähnen: Die Wirtschaft hat geschlossen, das Gebäude wird abgerissen. Dafür hat eine andere Bommeraner Traditions-Kneipe wieder geöffnet. Eine neue Wirtin führt nun „Haus Zappe“.
Für Ulrike Braun geht ein Lebensabschnitt zu Ende, für Bommern eine Ära: Seit über 100 Jahren steht das Haus an der Trienendorfer Straße. Jahrzehntelang trafen sich hier Stammtische, Clubs spielten auf der Bundeskegelbahn im Keller und der SPD Ortsverein Bommern diskutierte über die Lokalpolitik. Etliche Stammkunden kamen regelmäßig jeden Abend. „Für die Treue der Gäste bin ich sehr dankbar“, sagt die 56-jährige.
Frühstück wie bei Muttern
Den Blick über das Elbschebachtal genossen auch viele Fremde. „Frühstück wie bei Muttern“ gab es dann für ihre Gäste, so Braun. Besonders blieb ihr der Chorleiter der „Don Kosaken“ in Erinnerung. Vor sieben oder acht Jahren habe der in der „Schönen Aussicht“ residiert. „Als er ging, schenkte er mir eine CD“ – die Platte spiele sie noch immer gerne.
Ulrike Braun, eine Wirtin, die den alten Zeiten nachtrauert? Nein, denn Schnitzel, Spargel und Gulaschsuppe zogen bis zum Ende die Kunden an. Das Aus im Trienendorf hat gesundheitliche Gründe. Mit Ehemann Rainer (53) eröffnet sie stattdessen in Attendorn neu, wo ein barrierefreier Gastraum wartet. Von den Gästen gab es zum Abschluss viele Umarmungen, aber auch einige Tränen. „Ich habe mit so viel Dank nicht gerechnet“, sagt Ulrike Braun. Sie ringt selbst um die Fassung und fügt hinzu: „Niemals geht man so ganz.“
Wo das Pils schmeckt
Bommerns Kneipengänger müssen sich jetzt nach Alternativen umschauen. Als da wären: Haus Schulze am Brenschen – und Haus Zappe. Denn an der Elberfelder Straße werden nun auch wieder die Gläser geleert. Gabriele Suski hat in Haus Zappe eröffnet. „Es ist sehr gemütlich hier und das Pils schmeckt auch gut“, so ein Bommeraner. Hauptsächlich über Sport rede man am Tresen. Dort sitzt auch Dr. Harald Berning (48), der mit seinem Hund vorbeigekommen ist. „Man hat in Bommern ja kaum Alternativen“, meint er und nimmt einen Schluck. Doch Gabi, wie die neue Wirtin bereits von ihren Gästen genannt wird, hat noch viel vor: Von warmer Küche, Fußball-Übertragungen und DJ-Musik träumt sie.