Witten. . Seit 1. Mai 2013 herrscht striktes Rauchverbot – für Wittens Wirte immer noch ein Ärgernis. Auch die Gäste haben wenig Verständnis. Zahl der Betriebsaufgaben hat seitdem zugenommen. Was für Gründe dahinter stecken, ist aber nicht klar.
In der Marktschänke am Kornmarkt geht es bei Bier und Schnaps heiß her. „Muss doch jeder selber wissen, ob er sich’s antut“, ruft ein Gast über den Tresen. Ein anderer poltert: „Die interessiert’s nicht, wenn die Kneipen kaputtgehen.“
Ein Jahr nach Einführung des strikten Rauchverbotes hat sich der Qualm in Wittens Gaststuben gelegt. Die dicke Luft aber bleibt. „Das ist ein heikles Thema“, weiß Wirtin Stefanie Güthe. „Wenn es ums Rauchen geht, ist sofort Tumult.“
Das Verbot mache sich auch beim Geschäft bemerkbar. „Nach vier Runden Knobeln ist Schluss“, hat die 45-Jährige festgestellt. „Die Geselligkeit ist weg.“ Ins gleiche Horn bläst Kundin Margitta, eine Nichtraucherin. „Ich komme seit 20 Jahren. Von mir aus könnten sie weiter rauchen.“ Der Glimmstängel zwischendurch habe früher zudem für mehr Stimmung. „Manchmal sitze ich hier alleine, die Raucher sind draußen.“
Noch keine Existenzangst
Auch in der Alten Zeit ist die Stimmung zum Jahrestag des Qualmverbotes nicht viel besser. „Die E-Zigarette erlauben sie, die normale aber nicht“, sagt Wirtin Beate Krefter. „Das ist doch Blödsinn.“ Und dass man sich für den Zug zwischendurch nach draußen stellen müsse, sei sehr peinlich. „Man muss sich präsentieren, gerade hier an der Hauptstraße, wenn die Nachbarn noch gucken.“ Die qualmfreie Zone habe schon einige Gäste verbannt, um die Existenz der Gaststätte mache sie sich aber keine Sorgen. „Wir sind die einzige Kneipe, die nachts auf hat. Und den Discobetrieb haben wir auch.“
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Gast Ludwig hat es sich gerade mit einem Pils bequem gemacht. Der 70-Jährige ist beim Rauchverbot hin- und hergerissen. „Soll doch rauchen, wer will. Jeder ist seines Peches Schmied.“ Ludwig spricht aus eigener Erfahrung. Er habe früher fünf Schachteln pro Tag geraucht, dann habe er einen Herzinfarkt gehabt. Und deswegen sei das Rauchverbot – und damit das Ende des Passivrauchens – auch irgendwie gut. „Für meine Gesundheit ist das schon besser.“
Einen Rückgang der Gastzahlen kann Ratskeller-Inhaberin Surijan Ramoska (34) nicht beobachten, dafür ihren Unmut. „Den Gästen fehlt ein separater Raucherraum.“ Aus dem alten ist ein Seminarraum geworden. Nun freue sie sich auf die kommende Biergartensaison, sagt die Gastronomin. „Dan können alle in Ruhe rauchen.“
Im Casa Cuba am Rathausplatz diskutieren Maike und Judith bei einer Zigarette. „Ich find’s gut, dass Raucher draußen qualmen müssen. Dann kann man auch mehr das Essen genießen“, meint Judith (24). Andererseits sei das gerade in der Disco nervig. „Rein, dann raus, Stempel abholen, rauchen, rein.“ Maike (23) meint: „Im Winter konnte man früher drinnen sitzen. Das war angenehmer.“ Das weiß auch Inhaberin Sabiha Özgas-Aydar (43) aus leidvoller Erfahrung. „Der letzte Winter war hart. Die Raucher haben sich alle um einen Heizstrahler gescharrt.“