Witten. . So wie sie da jetzt stehen, sehen sie ganz zufrieden aus, die beiden „Neuen“ im Voß’schen Garten. Es sind zwei Beton-Figuren der Wittener Künstlerin Christel Lechner. Einst schwer beschädigt durch Vandalen, haben sie jetzt - frisch restauriert - einen neuen Platz gefunden.

Da haben die Beiden gerade ihren weißen Umhang abgeworfen und zeigen sich in voller Pracht – und schon lässt man sie im Regen stehen. Doch der dicke Guss gestern Nachmittag wird dem Paar im Voß’schen Garten nichts ausgemacht haben. Denn Helga und Karl Bornemann sind nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Beton. Die Figuren der Künstlerin Christel Lechner sind jetzt auf der frisch gemähten grünen Wiese wieder zu neuen Ehren gekommen.

Die meisten Bürgern werden sie schon kennen. Denn Helga und Karl (die vielleicht auch Ilse und Willi heißen, „ich weiß das nicht mehr so genau, sagt Christel Lechner) wurden vor zwölf Jahren an der Ecke Beethoven-/Bahnhofstraße mitten in der City aufgestellt und vor etwa fünf Jahren zerstört. Dann hat Christel Lechner ihre knubbeligen Markenzeichen restauriert, hat der Frau den Kopf neu aufgesetzt und den beschmierten Bauch des Mannes gereinigt. „Und pünktlich zur 800-Jahr-Feier hat Witten die Figuren wieder zurück“, freut sich Bürgermeisterin Sonja Leidemann nach der Enthüllung – und mag gar nicht mehr aufhören, die Wange der dicken Dame zu streicheln.

Blick Richtung Ruhrstraße

Den neuen Standort im Voß’schen Garten hat das Planungsamt vorgeschlagen. Dort, vis-à-vis des Hauses der Boecker-Stiftung, in dem Menschen mit Demenz wohnen, passten die alten Herrschaften wunderbar hin. Außerdem würden sie dort, den Blick Richtung Ruhrstraße gerichtet, von vielen gesehen. Immer in Sichtweite hat Angelika Ludwig das Paar. Denn die 60-Jährige arbeitet gegenüber bei der Sparkasse. Heute schaut sie extra in der Pause vorbei, um die „Neuen“ auf der Wiese zu begutachten. „Ich mag die Figuren“, sagt sie.

Ein Wunsch: Löwe vom Stadtwappen als Figur

Über zehn Figuren der Wittener Künstlerin Christel Lechner verschönern das Stadtbild. Witten hat als erste Stadt mit dieser Sammlung begonnen.

Die Alltagsmenschen stehen auch in allen Partnerstädten. Christel Lechner wünscht sich für die Weihnachtszeit eine Beleuchtung der Figur auf dem Celestian-Bau. Die Bürgermeisterin wünscht sich den Löwen vom Stadtwappen als Lechner-Figur.

Auch die beiden jungen Frauen, die auf der Bank sitzen und ein Eis essen, kennen die Lechner-Figuren. „Kunst in der Stadt ist immer schön“, findet Pia Stumpf (24). Auch Sabine Drewes (25) gefallen die Figuren grundsätzlich, doch speziell dieses Paar sei ihr zu altmodisch – im Vergleich etwa zu der Gruppe vor der Sparkasse. Beige-braun mit kariertem Hemd und Schlägermütze – so ist der Herr gekleidet. Ein blaues Kleid mit weißen Tupfen trägt die Dame – die übrigens genauso groß ist wie Christel Lechner. „Ein Zufall“, sagt die. Inzwischen fallen ihre Arbeiten eher größer aus.

Hat sie Angst vor erneutem Vandalismus? „Ich stelle seit zwölf Jahren im öffentlichem Raum und in vielen Städten aus“, sagt die Wittener Künstlerin, „und überall passiert was.“ Damit müsse man leben. „Ich nehme das nicht als persönlichen Affront.“