Witten. . Das erste Mal nach ihrem Bau im Jahr 1968 wird derzeít die mächtige Orgel der Erlöserkirche saniert. Orgelbauer Christoph Neuhaus, der dafür zuständig ist, nahm sich jetzt die Zeit, um bei einer Führung Kinder und Erwachsene in die Geheimnisse der Restaurierung einzuweihen.

„Von Herrn Neuhaus sieht man meist nur die Füße“, so stellt Hans Wilfrid Richter lächelnd den Orgelbauer vor, der das riesige Kircheninstrument das erste Mal nach dem Bau 1968 saniert. Christoph Neuhaus aus Velbert nimmt sich die Zeit, um die Kinder und Erwachsenen in die Geheimnisse des Orgelbaus und der Restaurierung einzuweihen.

Organist Hans Wilfrid Richter hat Fotos für einen Diavortrag gemacht, der Orgelbauer kommentiert. Es sei normal, so Neuhaus, dass nach nunmehr 46 Jahren einiges kaputt sei. „Der Schaumstoff, der die Orgel abgedicht hat, ist verwittert, so kam Schmutz in die Pfeifen“, sagt er. Die seien unangenehm zu putzen. Sowieso sei über die Jahrzehnte viel Dreck ins Instrument gelangt, fast überall lagen acht Millimeter Staub. „Wir reinigen von oben nach unten“, meint der Orgelbauer aus Velbert lächelnd, „von unten nach oben wäre ja auch wie gegen den Wind fegen.“

Zwar sei es normal, erklärt er, dass nach fast fünf Jahrzehnten Sanierungsbedarf besteht, aber trotzdem: „Die Orgel ist ja sehr schlecht eingekleidet gewesen, teilweise überhaupt nicht.“ Zumal damals noch viel Montaninsdustrie in und um Witten produzierte, was sich über die Zeit als schwarze Ablagerungen in der Orgel niederschlug.

Markt an Gebrauchtorgeln ist übersättigt

Aber nicht nur damit hat Christoph Neuhaus zu tun, auch die eigentlich funktionstüchtigen Stromkabel machen Arbeit: „Das sind einfach isolierte Kabel, nach heutigem Recht ist das nicht mehr zulässig.“ So hat er die je sech Kontakte der Kabel von 33 Motoren abgelötet, neu isoliert, Kabelköcher gebohrt und wieder angelötet.

Seit sechs Wochen ist der Orgelbauer in der Erlöserkirche an der Arbeit, etwa zwei Wochen hat er noch vor sich. Oft auf den Knien, im Liegen und tief im Orgelwerk hat er Ventile und Pfeifen ausgebaut, harten Schaumstoff und poröses Leder ersetzt. Trotzdem liebt er seine Arbeit und will so lange es geht weitermachen, betont er.

Ganz gespannt hören auch Josy Sauer und Florian Schemann zu. Zufällig sahen sie die Gruppe der Orgelinteressierten und schlossen sich an. „Wie macht man die großen Pfeifen sauber?“, fragt die Neunjährige, während ihr zehnjähriger Freund Handyfotos knipst.

„Dafür haben wir so genannte Pfeifenputzer, ganz große runde Bürsten“, erklärt der Orgelbauer und holt gleich mal einen. Christoph Neuhaus stieg vor 30 Jahren als Lehrling in den Beruf ein. Inzwischen repariert er fast nur noch, Orgeln neu bauen macht eigentlich keiner mehr. Durch Kirchenschließungen ist der Markt an Gebrauchtorgeln „übersättigt“, erläutert er. So hätte die Orgel der Erlöserkirche, nennt er ein Beispiel, einen Marktwert von 10 000 Euro, würde aber als Neubau etwa 950 000 Euro kosten.

Josy und Florian hören bis zum Ende interessiert zu und stellen noch mehr Fragen zu der Funktionsweise des riesigen Instruments. Trotzdem bleibe aber ihr Traumberuf, sagt die Neunjährige zum Schluss, Zoodirektor.