Witten. . Traditionell gehen die Abiturienten in ihrer letzten Schulwoche kostümiert zum Gymnasium. Die Mottowoche hat begonnen, es wimmelt in Witten von Winnie Puuhs, Schlümpfen, Krümelmonstern. Zweieinhalb Wochen lang wird nun gelernt, dann beginnen die Abi-Prüfungen.

Die Helden ihrer Kindheit, das sind: viele Harry Potters, das Krümelmonster, Darth Vader, Minnie Mouse und Barbie. In ihrer letzten Schulwoche werden Wittens Abiturienten noch einmal kreativ: Am Montag begann die Mottowoche, in der die Zwölftklässler jeden Tag in einem anderen Kostüm zur Schule kommen.

Am Montagmittag zeigten sich auf dem Rathausplatz etliche Kinderfilmfiguren und bei manchen Kostümen fragt man sich: Wird da mehr Energie in Outfit oder Abschluss investiert? Henrike etwa trägt einen runden Pappkarton auf den Schultern – und schon denkt man, schrapp schrapp, schrapp – an das Computerspiel Pacman. Die 17-Jährige hat ihre Schuhe bemalt, eine passenden Beutel genäht und dann dieses Ding auf dem Kopf . . .warum? „Weil ich totaler Pacman-Fan bin“, sagt sie.

Mottowochen an den drei Wittener Gymnasien

Die letzte Schulwoche hat für die Abiturienten 2014 angebrochen. Es folgen nun zweieinhalb Wochen Lernzeit, dann beginnen die Abiprüfungen.

Schiller- und Ruhrgymnasium gestalten ihre Mottowoche gemeinsam: Montag war das Thema „Helden meiner Kindheit“, am heutigen Dienstag kann man alles zum Thema „Reeperbahn“ auf dem Rathausplatz sehen. Am Mittwoch wird ausgesetzt – es ist pädagogischer Tag. Donnerstag sorgen die „Hippies“ für Fröhlichkeit und am Freitag darf zum Thema „Asi & Bad Taste“ Geschmackloses getragen werden. Die Albert-Martmöller-Schüler starten ihre Mottowoche am heutigen Dienstag.

Kira ging da pragmatischer vor: „Ich habe mein Kommunionkleid im Keller gefunden. Und das passt noch. Deswegen bin ich jetzt Prinzessin“. Sarah steht als blaue Schlumpfine daneben, bemüht sich, nicht die blöde, blaue, juckende wegzukratzen und kichert. Seid ihr denn wehmütig?

Oh jaaaaa! „Ich bin entspannt und eindeutig wehmütig“, sagt Tobias Bosselmann (18), der bevor er eine Ausbildung zum Bankkaufmann beginnt als Michel aus Lönneberga durch Witten stapft. „Irgendwie hatte man doch immer diese Routine. Früh aufstehen, Schule. Und jetzt fällt das auf einmal weg“, fragt Carolin. Und tatsächlich: viele der Schüler hier würden gerne noch ein Jahr länger in Turnhallen verbringen oder das zigfachste Referate ausarbeiten. G8, das Abitur nach der zwölften Klasse, lässt grüßen. „Ich fühle mich eigentlich noch zu jung“, sagt die 17-Jährige. Selbst um sich in der Uni einzuschreiben, müssen ihre Eltern mitkommen – weil sie noch nicht volljährig ist. Carolin: „Rein formal kann ich ja noch nichtmals an den Uni-Kneipentouren teilnehmen!“

Michael Schmidt, der hier als Biene Majas Kumpel Willi auftritt, geht’s ebenso. Bald wird er ein Duales Studium in Heilbronn beginnen, die Praxis lernt er dazu bei Supermarkt-Discounter Kaufland in Witten. Den Ausbildungsvertrag unterschrieben die Eltern für ihn, Telefoninterview und Bewerbungsgespräch meisterte er jedoch allein. „Ich hätte trotzdem gern ein Jahr länger gemacht, ohne den ganzen Nachmittagsunterricht und mit mehr Freizeit.“

Dem kann Carolin nur beipflichten: „Die haben uns soviel Freizeit geklaut! Meine Schwester ist älter und die hatte eine derart entspannte Oberstufenzeit“, sagt sie neidisch. Freundin Lea kichert in ihrem „Findus“-Kostüm: „Also ich habe nicht das Gefühl, was verpasst zu haben. Abi mit G8 ist völlig ok.“ Da guckt Carolin, die den Crocki aus „Simsalagrimm“ mimt, schmollig: „Das sagst du ja nur, weil du schon 18 bist!“