Witten. . Defektes Rolltor der Rotte- und Komposthalle lässt sich seit zwei Wochen nicht mehr schließen. Betreiberin AHE wartet auf die Ersatzteile. Sie werden in der kommenden Woche erwartet. Auch außerhalb des aktuellen Störfalls beklagt ein Nachbar über Geruchsbelästigungen.
Auf dem Rheinischen Esel in Richtung Langendreer zu radeln, ist normalerweise ein reines Vergnügen: Hinter der A 44 schweift der Blick über die geschwungenen Äcker und Felder Stockums. Diese Kurzurlaube sind seit zwei Wochen stark getrübt. Jetzt heißt es in Höhe Biogasanlage: Luft anhalten und schauen, dass man Land gewinnt!
Ein übler Geruch zog sich am Dienstagmorgen, möglicherweise ein extremer Tag, fast bis zur Durchfahrt unter der Hörder Straße – fast einen Kilometer weit. „Das roch wie Putengülle aus Holland, nach Ammoniak, aber noch beißender als normale Gülle“, bestätigte eine Mitarbeiterin (50) der Firma Geissler. Die Ursache – ein defektes Rolltor in der Biogasanlage – kannte sie noch nicht. Normalerweise seien Geruchsbelästigungen auf dem Geissler-Gelände aber kein großes Thema. Das Blankstahlwerk, Bebbelsdorf 105, liegt 300 m von der Vergärungsanlage entfernt.
Näher dran, gute 200 m, ist Detlev Hasenkamp (48) mit seinen zwei Großhandelsfirmen für Textilien (20 Mitarbeiter) am Bebbelsdorf 85 und seinem eigenen Wohnsitz. Er hat den „extrem beißenden Geruch“ beim Gang über den Rheinischen Esel auch wahrgenommen. Abgesehen von der aktuellen Störung hält er der Anlagenbetreiberin AHE auch vor, ihr ursprüngliches Versprechen nicht einzuhalten: „Dass es hier durch moderne Schleusentechnik zu keiner Geruchsbelästigung kommt, ist nicht der Fall.“ Hasenkamp klagt über sporadisch auftretende „sehr unangenehme Duftwellen“. Seine Vermutung: „Wahrscheinlich passiert das, wenn das große Tor bei der Belieferung offen steht.“
Bis zur Reparatur Abdichtung mit Folie
Der Grund der derzeitigen Störung ist vom Radweg aus mit bloßem Auge auszumachen: Ein großes Rolltor ist aus der Führung geraten und lässt sich nicht mehr schließen. AHE-Geschäftsführer Klaus Erlenbach erläuterte auf Anfrage, ein Radlader habe das Tor am 19. März beschädigt. Darüber habe die AHE den EN-Kreis pflichtgemäß informiert. Die Ersatzlamellen für das Tor seien auch längst bestellt. „Was mich ärgert, ist die lange Lieferzeit für die Ersatzteile, immerhin handelt es sich um einen Markenhersteller“, sagte Erlenbach, der die betroffenen Bürger um Verständnis bittet. Geliefert werden soll das Material in der kommenden Woche. „Ich verspreche, dass es dann so schnell wie möglich montiert wird.“ Bis dahin soll die Toröffnung zum Schichtende täglich mit Folie abgedichtet werden.
Biogas und Dünger aus Biomüll
In der Rotte- und Komposthalle herrscht extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Die Luft wird unter der Decke abgesaugt und im Biofilter gereinigt. Für einwandfreies Funktionieren muss Unterdruck herrschen und das Tor geschlossen sein.
Der Biomüll aus dem EN-Kreis wird zu Biogas vergoren. Das von Wasser und Schwefel „gereinigte“ Gas wird in Blockheizkraftwerken verstromt. Die Gärrückstände eignen sich fürs Düngen, da sie u.a. Phosphat und Stickstoff enthalten.
Die generelle Klage vom Nachbarn Detlev Hasenkamp kann Klaus Erlenbach nicht nachvollziehen. Aus dem Kamin kämen keine wahrnehmbaren Gerüche. Die Tore würden nach dem Rein- oder Rausfahrern der Lkw wieder geschlossen. Erlenbachs Vermutung geht in Richtung der Sattelkipper und Tankwagen, die Kompost und flüssige Gärrückstände abholen. „Das sind landwirtschaftliche Fahrzeuge, die ziehen eine Geruchsfahne hinter sich her.“