Witten. . Der Verein „Kulturloge Ruhr“ hat jetzt auch in der Ruhrstadt ein Büro eröffnet – drei Ehrenamtliche vermitteln kostenlose Eintrittskarten an Menschen, die nur ein geringes Einkommen haben

Wer seinen Job verliert und auf Hartz IV angewiesen ist, der muss sparen. Und oft genug fallen dann lieb gewonnen Extras wie der Musicalbesuch, der Konzertabend oder der Tag im Fußballstadion hinten ‘rüber. Damit Menschen mit schmalem Geldbeutel nicht mehr so oft verzichten müssen, hat sich 2010 die „Kulturloge Ruhr“ gegründet. Der Verein bittet Veranstalter um Tickets und schenkt sie Menschen, die sich solche Karten nicht leisten können.

Zweimal pro Woche im Haus Witten

2010 war ein ganz besonderes Jahr – das Ruhrgebiet ließ sich als Kulturhauptstadt feiern. Und als diese zwölf Monate zuende gingen, hielt sich eine Idee – dass Kultur im Revier auch weiterhin eine treibende Kraft bleiben und allen Menschen zugänglich sein soll.

Vergeben werden in der Regel zwei Tickets

Damit die Kulturgäste nicht alleine zu einer Veranstaltung gehen müssen, werden in der Regel zwei Tickets vergeben, so die stellvertretende Vorsitzende Brigitta Blömeke. Wer mobil ist, könne auch Vorstellungen in anderen Städten besuchen.

Entstanden ist die Idee der „Kulturloge“ in Berlin und Marburg und breitete sich dann im Ruhrgebiet aus. Das Büro der drei Ehrenamtlichen im Haus Witten ist montags und dienstags (15-17 Uhr) besetzt und unter 5812437 zu erreichen.

Und so fanden sich drei Engagierte in Essen zusammen und gründeten die „Kulturloge“. Gute drei Jahre später stehen ruhrgebietsweit 1800 Kulturgäste in den Vereinslisten und werden regelmäßig angerufen, wenn es Tickets zu verteilen gibt. Zehn Büros sind seither in verschiedenen Städten eröffnet worden – und jetzt auch eins in Witten. Jeden Montag und Dienstag sitzen Klaus Siepa, Dagmar Bell-König und Ingrid Arndt von 15 bis 17 Uhr im Haus Witten, telefonieren mit Veranstaltern, suchen Sponsoren und vermitteln Karten.

„Ich habe mir immer vorgenommen, den Menschen etwas zurückzugeben, wenn ich mal Zeit habe“, erinnert sich Klaus Siepa, der ehemalige Leiter der DEW-Werbeabteilung. Als er von der „Kulturloge Ruhr“ hörte, war er Feuer und Flamme. Ganz ähnlich ging es seinen Mitstreiterinnen Ingrid Arndt und Dagmar Bell-König, beide ehemalige Lehrerinnen.

Sponsoren werden noch gesucht

Über weitere Helfer würde sich das kleine Team sehr freuen, sagen sie. Natürlich auch über Sponsoren, die ihnen zum Beispiel mit der Übernahme von Fahrt- oder Telefonkosten helfen können.

Bauen können sie auf das Netz der „Kulturloge Ruhr“, das schon jetzt sehr weit gespannt ist. 152 Kulturpartner hat der Verein – also Veranstalter, die regelmäßig Karten gratis abgeben. Hinzu kommen 165 Sozialpartner. Darunter sind die Caritas, Kirchen und die Tafeln, die Kontakt zu den Menschen herstellen, denen die kostenlosen Tickets zugute kommen sollen. Wer auch in den Kreis der Kulturgäste aufgenommen werden möchte, füllt einfach den Flyer der „Kulturloge Ruhr“ aus, kreuzt an, ob er sich zum Beispiel für Musicals, Ballett, Rock, Museen oder Kindertheater interessiert, und schickt ihn an den Verein, erklärt die stellvertretende Vereinsvorsitzende Brigitta Blömeke. Mit einem Stempel können sich die Interessenten von den Sozialpartnern bestätigen lassen, dass sie Anspruch auf die Tickets der „Kulturloge Ruhr“ haben. Oder sie legen eine Kopie ihrer Einkünfte bei.

39 Wittener freuen sich schon jetzt auf die Kulturanrufe des ehrenamtlichen Trios – noch viele mehr können es werden, „denn bei den Veranstaltern haben wir offene Türen eingerannt“, freut sich Brigitta Blömeke.