Witten. . Leerstände, bröckelnder Putz an Hausfassaden und sogar „Ratten, die über die Straße laufen“: An der Ardeystraße/Ecke Annenstraße verkommt ein einst ansehnliches Viertel immer mehr zum heruntergekommenen Quartier. Jetzt macht sich auch die Sparkasse aus dem Staub.

Onlinebanking, die rasante technische Entwicklung auch auf dem Bankensektor - das ist der offizielle Grund, warum die Sparkasse zum Monatsende erstmals drei Filialen schließt, eine davon an der Ardeystraße. Schaut man sich das Viertel in Höhe der Annenstraße an, könnten einem für diesen Standort noch weitere Gründe einfallen. Leerstände und eine wachsende Verelendung der innenstadtnahen Ecke lassen Mieter Reißaus nehmen.

Dazu zählt auch Frank Scharloh, der dort immerhin 19 Jahre seine Anwaltskanzlei hatte. Anfang März ist er umgezogen: „Die Ecke ist dem Verfall preisgegeben. Es ist gruselig und wird immer gruseliger“, bringt er den Zustand des einstmals blühenden Quartiers auf den Punkt. Viele kleine Lädchen säumten vor Jahren die Ardeystraße rund um die Sparkassenfiliale: Lebensmittelgeschäfte, Metzger, Zeitschriftenbude, Bäcker - Nahversorgung war hier keine städtebauliche Utopie, sondern gelebter Alltag.

Anwohner: Wohnungen an Saisonarbeiter vermietet

Inzwischen schaut man von der Bankfiliale aus auf jede Menge Leerstand - und ungepflegte Bruchbuden. Bröselnder Putz, verblasste Fassadenfarben, dafür aber immer wieder neue Graffiti-Schmierereien. Schon so manche graue Gardine, die im ein oder anderen Wohnungsfenster hängt, lässt erahnen, dass es dahinter nicht besser aussieht. Einige Wohnungen sollen an Saisonarbeiter vermietet sein, wollen Anwohner wissen. Man sähe jene Leute morgens mit Plastiktüten aus dem Haus kommen und abends zurückkehren.

Schön ist anders. Das empfanden wohl auch die Pizza-Bäcker, die schon vor Jahren das Handtuch warfen. „Hier laufen tagsüber die Ratten über die Straße“, sagt eine Anwohnerin angewidert. Kein Wunder, denn in den verkommenen Gärten, die teils an das Gelände der Bruch- und Overbergschule grenzen, haben sie ein ideales Revier.

Fehlende Parkplätze machen es Geschäften schwer

Weniger ideal ist dieser Abschnitt der Ardeystraße allerdings in Sachen Parkplätze. „Die sind Mangelware. Deshalb haben es die Geschäfte hier auch so schwer. Denn jeder Kunde will doch heute bis direkt vor den Laden fahren“, meint ein langjähriger Anwohner.

Da die Sparkasse an der Ardeystraße noch bis 2016 vertraglich gebunden ist, könnte auch hier ein längerer Leerstand mit zugeklebten Schaufenstern drohen. Man sei aber mit dem Vermieter im Gespräch, ob man schon früher rauskomme, so Vorstandschef Ulrich Heinemann. Doch natürlich werde man den Vertrag auch erfüllen. Immerhin, das weckt Hoffnung auf eine vielleicht doch noch schnelle Wiedervermietung: Es gebe Anfragen möglicher Nachmieter. Heinemann: „Wir wollen mit dem Vermieter eine vernünftige Lösung finden.“

Fakt ist: Die Sparkasse ist in einer Woche weg. Zurück bleibt ein vergessenes Viertel.