Witten. . Das erste Palliativforum Ruhr fand jetzt an der Wittener Universität statt. Palliativmediziner wollen damit eine neue Plattform schaffen, um ihre Netzwerke zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen.
Erstmals fand jetzt das vom Palliativnetz Witten organisierte Palliativforum Ruhr im großen Hörsaal der Universität Witten/Herdecke statt. Die Wittener wollen damit eine neue Plattform schaffen, „um unsere Netzwerke zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen“, so Dr. Frank Koch, Vorstandsmitglied des Palliativnetzes und Moderator der Veranstaltung.
Gemeinsam mit sechs bekannten Referenten aus dem gesamten Bundesgebiet, setzten sich die Teilnehmer mit aktuellen Themen der Palliativmedizin differenziert auseinander. Das Interesse war sehr groß. Weitere Stühle mussten im Hörsaal aufgestellt werden, damit die über 220 Besucher aus den Bereichen Medizin, Pflege und Hospizarbeit auch Platz fanden.
Palliativmedizin hat seit vielen Jahren einen festen Platz im Deutschen Gesundheitssystem. Das war nicht immer so. Die gesellschaftliche Leistung der Mediziner, der Koordinations- und Pflegekräfte und auch der ehrenamtlichen Mitarbeiter, zum Beispiel in Hospizen, wird nun zunehmend auch von Gesellschaft, Politik und anderen Akteuren des Gesundheitswesens anerkannt. Dabei sind die Aufgaben vielfältig und die persönlichen Herausforderungen groß.
Einblicke in Grenzbereiche von Medizin und Polizeiarbeit
So berichtete Thomas Montag, Leiter der Palliativpflege an der Kölner Uniklinik anhand praxisnaher Fälle von der Versorgung Sterbender. Hauptkommissar Roland Wefelscheid von der Bochumer Mordkommission wiederum verschaffte Einblicke in die Grenzbereiche von Medizin und Polizeiarbeit. 1200 Todesfälle würden in seinem Dienstbeereich polizeilich bearbeitet, was immer stattfände, wenn ein Fremdverschulden nicht auszuschließen ist. Doch dieser Verdacht bestätige sich nur zu einem Bruchteil. In etwa 30 Fällen müsse die Kripo dann eine Mordkommission einrichten.
Problematik der ärztlich attestierten Selbsttötung
Bestsellerautor und Internist Michael de Ridder aus Berlin erläuterte die Problematik der ärztlich attestierten Selbsttötung. Zwar sei sie in Deutschland nicht strafbar, doch stünden ihr das ärztliche Berufsrecht und auch eine aktuelle Bundestagsinitiative aus dem Gesunheitsministerium entgegen. Der Bremer Thomas Wolf pointierte scharf über die „Finale Sedierung“ als letzter Pfeil im Köcher der Palliativmedizin, und Matthias Thöns aus Witten berichtete über Neues aus der Schmerztherapie. Thema des Münchner Rechtsanwalts Wolfgang Putz, er erstritt am Bundesgerichtshof das Urteil zur passiven Sterbehilfe, war „Sterbenlassen als Mandat“.