Witten. .

40 öffentliche Fernsprecher gibt es noch in Witten. Jetzt legt die Telekom eine Liste vor und fordert den Abbau von 20 Standorten. Die Stadt sagt Nein, allenfalls zehn Standorte sollen dran glauben.

Natürlich ist der Trend eindeutig und vor allem sichtbar: Es gibt in der Stadt immer weniger Telefonzellen. Das Handy verdrängt seit Jahren den öffentlichen Telefonknochen. Und das Ende der „Öffentlichen“ geht weiter. Aktuell muss das Planungsamt über die Bitte der Telekom entscheiden, 20 weitere Standorte über kurz oder lang abzubauen. Das käme einer Halbierung gleich.

Eine Forderung, die die Stadt so nicht umsetzen will, wie Annette Schroeder vom Bereich „Verkehrsplanung“ mitteilt. „Darunter sind Standorte, die auf keinen Fall weg sollen“, sagt Schroeder, die federführend mit der Angelegenheit befasst ist. Ende der 90er Jahre gab es über das Stadtgebiet verteilt noch rund 50 Zellen. Vor zwei Jahren trudelte die letzte Anfrage der Telekom ein, zehn wurden abgebaut.

Ertrag muss über dem Aufwand liegen

Würde die Stadt dem aktuellen Ansinnen des Telefonriesen stattgeben, dann gäbe es nur noch 20 Standorte. „Das werden wir selbstverständlich nicht so hinnehmen.“ Für Annette Schroeder wäre dann „die Grenze der Grundversorgung“ erreicht. Kämpferisch legt sie noch einen drauf: „30 Standorte sind in Zukunft unverzichtbar für uns. Wir müssen die Notversorgung auch in Zeiten von Handys sicherstellen.“

Dabei steht der Wunsch der Telekom rechtlich auf sicheren Beinen, er ist im Telekommunikationsgesetz verankert. Dem Unternehmen geht es beim Abbau um Wirtschaftlichkeit. In Übereinkunft mit der Bundesnetzagentur und der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände (u.a. Deutscher Städtetag) kann die Telekom Städte um ihre Zustimmung zum Abbau bitten, wenn die Standorte einen Monatsumsatz von weniger als 50 Euro bringen.

Abbau im Konsens mit der Stadt

Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney: „Um einen wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten, muss klarerweise der Ertrag über dem Aufwand liegen, der beispielsweise durch Wartung, Stromkosten, Reinigung oder auch Vandalismus entsteht.“ Zeige der Monatsumsatz, dass ein Standort unwirtschaftlich ist, „dann setzen wir uns mit der Kommune in Verbindung, um einen Abbau im Konsens mit der Stadt voranzutreiben“, so der Sprecher weiter.

Ein rigoroser Abbau lässt sich also nicht durchsetzen. Ralph Sonnenschein vom Deutschen Städte- und Gemeindebund sagt denn auch ganz klar: „Bestehen Zweifel, ob der in Frage stehende Standort noch von der Bevölkerung benötigt wird, sollte einem Abbau nicht zugestimmt werden.“ Allerdings ist die Telekom berechtigt, in solchen Fällen „den vorhandenen Fernsprecher durch ein kostengünstiger zu unterhaltendes Basistelefon zu ersetzen“.

Anfrage der Telekom sorgfältig prüfen

Die Stadt jedenfalls hat die Anfrage der Telekom „sehr sorgfältig geprüft“, so Annette Schroeder, sie will hier unbedingt 30 Standorte erhalten. Schroeder weiß allerdings auch, dass zehn Zellen nun weichen müssen. Denn: „Komplett nein sagen geht nicht.“ Und: „Die werden in zwei Jahren wieder nachfragen.“

Annette Schroeder vom Bereich Verkehrsplanung setzt darauf, dass in jedem Stadtteil sowie an markanten Punkten der Innenstadt mindestens ein Gerät noch vorhanden bleibt. Gleichwohl musste sie die Liste der zehn abzubauenden Standorte erstellen. „Wir haben geguckt, wo ist am meisten los und wo wird er noch genutzt.“

Übrig blieben nach Stadt-Wunsch noch 30 Standorte

Gerettet wären dann etwa 30 Standorte, wobei über die Zahl weiterer noch auf privaten Flächen vorhandener Telefonapparate die Stadt noch keine nähere Auskunft von der Telekom erhalten hat. Diese „privaten“ Standorte könnten sich beispielsweise in den Eingangsbereichen von einigen Supermärkten befinden.

Die Konsens-Liste der Stadt, die nun an die Telekom geschickt wird, enthält nach reichlicher Prüfung und Überlegung des Bereichs Verkehrsplanung folgende Abbau-Angebote:

Bodenborn 81, Höhe Aldi; Breite Straße 35 gegenüber Nordstraße; Friedrich-List-Straße 58 Linie 310; Heilenstraße 10/Casinostraße; In der Mark 209/Holzkampstraße; Ruhrstraße 48 Nähe Körnerstraße; Sandstraße 23/Brückstraße; Schwanenmarkt 5/Kurt-Schumacher-Straße (dafür bleibt der Fernsprecher am Viehmarkt erhalten); Sprockhöveler Straße 153/Herbeder Straße; Unterkrone 15 (gegenüber); Friedrich-Ebert-Straße 3/Bebelstraße (kann abgebaut werden, dafür muss aber dann Marktplatz Stockumer Straße 11 bleiben).