Von Michael Röder gesammelte Bilder dokumentieren die radikale Zerstörung der alten Bausubstanz durch die Bombardierungen im Krieg. Der Neuaufbau wurde erst Jahre nach Kriegsende abgeschlossen.
Gemessen an Opferzahlen in anderen Städten starben in Witten verhältnismäßig wenige Menschen durch die systematischen Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Das Bild der Stadt veränderten die Zerstörungen jedoch für immer. Die von Michael Röder zur Verfügung gestellten Fotografien zeigen eindrucksvoll, wie sich Straßenzüge innerhalb von wenigen Stunden in Ruinenviertel verwandelten.
Michael Röder ist 63 Jahre alt und so kein Zeitzeuge der großen Bombardierungen, in denen Witten wie hunderte Städte in Nazi-Deutschland systematisch von den Alliierten ausradiert wurde. Als Hobby-Historiker seiner Heimatstadt hat der Ur-Wittener Tausende von historischen Fotos gesammelt, die auch die Zerstörungen durch die Luftflotten, besonders in der Endphase des Krieges, dokumentieren.
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Michael Röder, selbst ein passionierter Fotograf, der praktisch immer mit seiner Kamera unterwegs ist, verwaltet auch die umfangreiche Bildersammlung von Ulrich Hake. Der 86-Jährige sei aus gesundheitlichen Gründen dazu nur noch selten in der Lage. Auch von ihm stammen viele zeitgenössische Fotos aus den schrecklichen Kriegstagen.
Vor einigen Wochen schilderte Elisabeth Tönges den ersten Luftangriff im Dezember 1944 auf Witten. Sie schrieb: „Gerade als wir im Keller waren, prasselte ohrenbetäubender Motorenlärm, Detonationsknälle und unheimliches Pfeifen auf uns herab. Ich dachte, jetzt geht die Welt unter. Mein kleiner Bruder schrie, ich hielt ihm einen dicken Kaffee-Wärmer aus Stoff und Watte über den Kopf. Knapp 30 Minuten dauerte das Inferno, es kam uns wie eine Ewigkeit vor.
Oben kamen wir ins Chaos. Fenster, Türen, alles kaputt. Das Haus stand noch, aber die Wände waren schief, das Dach komplett abgedeckt. Schräg gegenüber hatte ein vierstöckiges Haus gestanden, nur die unteren Wohnungen waren stehen geblieben, darüber eine große Staubwolke.
Nach dem Angriff sind wir fast täglich angezogen ins Bett gegangen, eine Tasche mit wichtigen Sachen griffbereit, so dass bei Voralarm schon zum Felsenbunker in den Ruhrbergen gelaufen werden konnte. Ich weiß nicht, wie oft wir diesen Weg machten, manchmal mehrmals am Tag.“
Roswitha Rosendahl aus der Vormholzer Straße 35a schickte uns ihre Geburtsurkunde. Sie wurde in der zerbombten Stadt am 19. März 1945 im Keller ihrer Eltern geboren.
Sie schreibt uns: „Danach habe ich die nächsten Monate mit meiner Mutter im Bunker verbracht und wurde von Amerikanern versorgt, die sich liebevoll um uns gekümmert haben.“