Witten. . Später als Nachbarstädte wurde die Ruhrstadt durch Flächenbombardements im 2. Weltkrieg zerstört: Großangriffe am 12. Dezember 1944 und am 19. März 1945. Eine der ersten Bomben fiel im Muttental.

Luftkrieg über dem Ruhrgebiet. Während Nachbarstädte unter den Flächenbombardements alliierter Bomber schon 1943 in Schutt und Asche sanken, war Witten davon bis zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend verschont geblieben.

In seinem Standardwerk zur Wittener Geschichte (Witten – Geschichte von Dorf, Stadt und Vororten, 2011) führt Historiker Heinrich Schoppmeyer im detailreichen Kapitel „Witten während des Zweiten Weltkriegs“ den Abwurf einer Bombe durch ein britisches Flugzeug auf das Muttental am 16. Mai 1940 auf. Am 26. Juni 1940 löste eine britische Maschine mehrere Bomben über der Siedlung Kleine Borbach aus – dieser Angriff kostete fünf Witten das Leben.

Für 1942 sind sechs Luftangriffe festgehalten, darunter auch der erste mit bis zu zwei Tonnen schweren Luftminen, die Häuser abdeckten, Fenster herausrissen und andere Häuser gleichsam „umbliesen“. Solche Bomben trafen die Schützenstraße, die Luisen- und die Augustastraße. 1943 wurde die Zahl der direkten Anflüge auf Witten auf 14 mehr als verdoppelt.

Massenpanik am Bunkereingang

Daraufhin wurden in der Augustastraße und Eckardtstraße sowie auf dem Werksgelände des Wittener und des Annener Ruhrstahlwerks Hochbunker errichtet. Ein Stollentiefbunker wurde u.a. unter dem (heutigen) Lutherpark angelegt. In dessen Eingang wurden im Februar 1945 bei einer Massenpanik 38 Menschen zu Tode gequetscht.

Bis zu dem ersten der beiden Großangriffe gab es hier und dort aber noch die Einschätzungen, dass sich ein Angriff auf Witten für die Alliierten nicht lohne, dass die Stadt im Ruhrtal etwas versteckt liege oder dass über „Witten ein besonderer Mantel ausgebreitet“ war. „Aber alle hatten sich getäuscht“, bilanziert Schoppmeyer, „alle mussten lernen, dass der Krieg eine Insel der Seligen nicht gestattet.“

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Der erste Großangriff, vom 12. Dezember 1944, jährt sich in diesem Jahr zum 70. Mal. Bei dem Tagesangriff zerstörten rund 140 britische Bomber vor allem die südliche Innenstadt. 126 Wohngebäude wurden durch Spreng- und Brandbomben vernichtet. 334 Tote waren zu beklagen, 5000 Menschen wurden ihres Obdachs beraubt.

Am 19. März 1945 erfolgte der zweite schwere Luftangriff. Um 3.27 Uhr früh wurde zum 91. Mal Luftalarm ausgelöst. Ein „Bomberstrom“ (Schoppmeyer) von 325 Flugzeugen warf 18 Minenbomben, rund 700 Sprengbomben, 800 Phosphorbrandbomben, 25 000 bis 30 000 Stabbrandbomben ab. Diese Feuernacht vernichtete die nördliche Innenstadt. Beide Krankenhäuser waren weitgehend zerstört, 14 Schulen lagen in Trümmern. 1000 Häuser waren zerstört,1000 beschädigt. 116 Tote und 557 Verletzte waren zu beklagen. 18 000 Menschen waren obdachlos. Die Rauchsäule über Witten war über 150 km weit zu sehen.