Witten. . Taubenvater Peter Dithmeyer besucht das Altenzentrum am Schwesternpark. Mit den Bewohnern spricht er über Tauben und lässt sie die lebenden Tiere streicheln. Für viele werden Erinnerungen an die alte Zeit wieder lebendig.

Tauben zum Anfassen konnten die Bewohner des Altenzentrums am Schwesternpark live erleben. LWL-Museumspädagoge Börje Nolte von der Zeche Nachtigall und Taubenzüchter Peter Dithmeyer besuchten die Feierabendhäuser an der Pferdebachstraße. Mit ihrer intensiven Anschauungsstunde über die Rennpferde des kleinen Mannes erreichten sie mühelos die Herzen der Bewohner.

Für Manuela Söhnchen vom Sozialen Dienst des Altenzentrums sind solche Treffen wichtige Biografiearbeit. „Hier lebt die Erinnerung an die alte Zeit wieder auf. Denn viele züchteten früher entweder selbst Brieftauben oder hatten Verwandte, Bekannte, Freunde, die diesem damals sehr verbreiteten Hobby nachgingen.“ Ausufernde Vorträge seien in der Altenheimgruppe nicht passend. „Hier läuft alles über Emotion“, weiß Söhnchen. Und Nolte ergänzt: „Es geht ums Anfassen, ums Erleben, um Gespräche untereinander und miteinander.“

Praktischer Anschauungsunterricht

Taubenvater Peter Dithmeyer bietet deshalb praktischen Anschauungsunterricht erster Klasse. Der 45-Jährige ist aktiver Bergmann, arbeitet als Steiger auf der Marler Zeche Auguste Victoria. Seit dem siebten Lebensjahr züchtet der Sterkrader Tauben, kam durch Vater und Großvater zum Hobby. 120 Tiere nennt er sein eigen, eingesetzt werden sie natürlich bei Wettflügen, an denen das Mitglied der Reisevereinigung Castrop-Rauxel regelmäßig teilnimmt. Doch das hier ist etwas völlig anderes. Gewinnen steht nicht im Vordergrund, es geht ums Teilhaben.

„Ich freue mich riesig darüber, wenn bei den Menschen die Erinnerungen hochkommen.“ Sagt’s und überreicht Luise Domsalla eine Taube. Ganz still ist das Tier, und ganz vorsichtig hält Domsalla die „Schwatte“ in beiden Händen. Behutsam streichelt sie das Gefieder. Die Taube lässt es sich gefallen, ruckt nur ein bisschen mit dem Köpfchen hin und her. „Oh, ist die süß, und so lieb und so warm.“ Luise Domsalla möchte am liebsten gar nicht mehr mit dem Streicheln aufhören, doch die Nachbarn warten bereits.

Man hält nicht jeden Tag eine Taube in der Hand

„Ja“, weiß Diethmeyer, „da gibt es keine Berührungsängste. Auch wenn es zunächst ungewohnt ist, da man nicht jeden Tag eine Taube in der Hand hält.“ Günter Obiona ist Feuer und Flamme. Noch beim Streicheln der Taube kommt die Erinnerung. „Wir hatten doch früher auch Hühner und Kaninchen.“ Am liebsten nicht mehr loslassen möchte Martha Zühlke die Taube. „Das ist ein Gefühl wie Samt, die Taube ist ja so zahm“, schwärmt sie. Und der begeisterte Erich Eurich sagt beeindruckt: „Nie habe ich so etwas Weiches gefühlt.“

Erinnerungen ganz praktischer Art kommen bei Hannelore Bastian hoch. Sie strahlt und erzählt von leckerem Essen, denn auch das ist Taubenrealität. „Ich habe als junge Frau gerne Taubensuppe gegessen. Das war eine leckere Suppe.“ Tja, und wann kommen die Tauben in die Suppe? Dithmeyer klärt auf, erntet Lacher in der Runde: „Wenn sie zu langsam sind. Meistens sind es die Dicken.“