Witten. .
Matratzen und Holzplatten im Garten, vermüllte Wohnungen, Ratten im Keller: In dem komplett außer Kontrolle geratenen Wohnhaus an der Annenstraße 21 rollten am Montag und Dienstag Lastwagen an und transportierten containerweise Müll ab.
Wie berichtet herrschen in dem Gebäude katastrophale Zustände, seitdem es die Siedlungsgesellschaft 2010 an einen Investor verkaufte, der es schließlich gewinnträchtig weiter veräußerte. Etliche Mieter sollen das Weite gesucht und Müll und Chaos hinterlassen haben. „Hier waren Leute eingezogen – das ist die Hölle“, sagt ein Mieter (75). Er berichtet von Drogenabhängigen und Nachbarn, die mittlerweile hinter Gittern „wohnen“.
Seit Montag also handelt die IGC Konzept, die das Haus verwaltet. Die Türschlösser seien gewechselt, ein großer Teil des zurückgelassenen Mülls weggeschafft worden, sagt Can Caya von dem Immobilienverwalter. Gegen 13 Uhr am gestrigen Dienstag rollte ein frisch gefüllter Lastwagen ab – es soll der dritte oder vierte seit Montag sein. Ein Mitglied des zuständigen Bautrupps zeigt Bilder der von Müll übersäten „Messi-Behausungen“. Eine Etage höher „krabbeln schon die Maden“.
In zehn bis 20 Tagen sollen zwei renovierungsbedürftige Wohnungen saniert sein. „Es wird tapeziert, neue Türen kommen rein, teilweise Fliesen“, sagt IGC Konzept-Mitarbeiter Can Caya. Die restlichen leerstehenden Wohnungen seien wieder vergeben. Nur: Wie konnte es überhaupt zu diesen Zuständen kommen?
„Früher haben hier gut situierte Leute gelebt“, weiß der 75-Jährige, der schon seit 56 Jahren in dem Haus lebt. „Ein Zahnarzt, ein Pastor, Ingenieure.“ Die Situation sei gekippt, als die Siedlungsgesellschaft das Haus verkauft habe. Der Vermieter habe nur darauf geachtet, dass die Wohnungen schnell vermietet würden. Ans Ausziehen denke er trotzdem nicht, sagt der Rentner. „Ich habe so viel in die Wohnung reingesteckt.“