Witten. . Sie stehen nicht nur in Witten und anderen deutschen Städten, sondern haben weltweites Ansehen erlangt: Christel Lechners beleibten Menschen-Figuren aus Beton. Die Künstlerin restauriert derzeit die zerstörten Exponate aus Witten, hat aber auch an einem großen Auftrag für einen Promi gearbeitet.

„Ruhig“ und „idyllisch“ sind wohl die ersten Worte, die einem einfallen, wenn man auf das Fachwerkhaus zugeht, das ganz abgelegen in Witten-Bommerholz steht. Wie in einer eigenen Welt. Auf dem Gelände sind Tiere, die starr auf einer Stelle bleiben. Beim Eintreten in die Werkstatt scheint man von dem ein oder anderen Paparazzo beobachtet. Hat man dann das Atelier erreicht, wird man von großen, beleibten Figuren angesehen.

All das ist Alltag von Bildhauerin Christel Lechner auf ihrem Lechnerhof. Die Wittenerin ist die Erschafferin der berühmten Lechner-Figuren, die in ganz Deutschland und mittlerweile überall auf der Welt verteilt sind. Da drei der Wittener Exponate, unter anderem der Geschäftsmann vor der Sparkasse, vor Kurzem beschädigt worden sind, ist sie zur Zeit mit deren Restaurierung beschäftigt.

Diese Tischgruppe hat der wohlhabende Kunde aus Italien u.a. geordert.
Diese Tischgruppe hat der wohlhabende Kunde aus Italien u.a. geordert. © WAZ

„Eine der Figuren ist schon wieder fertig. Zwei müssen neu einbetoniert werden. Das wird noch 14 Tage dauern“, sagt die Künstlerin. Diese sind mit Farbe besprüht worden. Doch egal, wie schlimm der Zustand der Figuren ist, „weggeworfen wird keine davon“, beteuert die 66-Jährige. Sie werden immer wieder restauriert. Bisher habe es in den letzten zehn Jahren auch erst drei Mal solche Beschädigungen in Witten gegeben, so Lechner.

„Solche Leute haben einfach keinen Respekt, keine Erziehung. Wenn man sich mal die alten Kunstwerke in Rom ansieht: Die sind nicht von Vandalismus betroffen, das ist eine ganz andere Gesellschaft als hier“, erklärt die Kreative. „Doch ich gehe trotzdem meinen Weg. Ich bin ein Kind von Zeitgeist und ich weiß ja, dass solche Überfälle nicht persönlich gemeint sind, ich nehme deshalb auch Abstand zu meinen Werken.“ In ihren privaten Räumen sei daher auch keines ihrer Werke zu finden.

Großer Auftrag von italienischem Rennfahrer

Dennoch verbringt die gebürtige Iserlohnerin viel Zeit mit ihrer Arbeit. Zuletzt war es ein großer Auftrag eines italienischen Rennfahrers, der sie beschäftigt hat. „20 Figuren wollte er haben. Viele kommen aus meinem Bestand, andere musste ich neu anfertigen. Am Freitag werden sie endlich abgeholt, die stehen hier schon eine Weile“, erzählt Christel Lechner. Ein Wunsch des Promis, der auch der Künstlerin selbst unbekannt ist: Er wollte einen Koch haben.

Diese Ausstellungen stehen in diesem Jahr an

In der Innenstadt von Wiedenbrück können von April bis September die Lechner Figuren angeschaut werden.

Weitere Ausstellungen finden in Braunschweigs Innenstadt (April bis Juni), in Wuppertal (April bis Juni), im botanischen Garten in Köln (Juni bis September) sowie in Mosbachs Innenstadt von Juli bis Oktober statt.

Flyer und Infos demnächst unter www.christel-lechner.de.

Die Bildhauerin ist davon aber wenig begeistert: „Solche Figuren stehen in jedem zweiten Restaurant.“ Doch erfüllt hat sie den Wunsch trotzdem. Nun wird der Koch, ebenso wie eine Gruppen-Inszenierung am Esstisch – Kuchen und Co. aus Beton sowie eine Tischgruppe inklusive – per Sattelschlepper in den Süden Italiens, „ans Stiefelende auf der Landkarte“, gebracht. Etwa drei Monate Arbeit wurden in die Figuren investiert. Viele ihrer Kunden kennt die Bildhauerin gar nicht persönlich, andere, sehr prominente, dagegen schon. „Ich will mich aber damit nicht rühmen“, sagt sie.

In diesem Jahr wird die Künstlerin in Wiedenbrück, Köln, Wuppertal, Mosbach (bei Heidelberg) und Braunschweig ausstellen. „Das sind dann so um die 40 oder 50 Exponate“, sagt Christel Lechner. Eine große Ausstellung im Industriemuseum Hattingen soll demnächst sogar 150 Exponate zeigen. „Ich mache Menschen für Menschen“, fasst sie ihre Kunst zusammen.