Witten. . Unsere neue Serie läuft. Den Auftakt macht die Familie Santos Agostinho: Vater, Mutter, drei Kinder – und Nelly, der Hund. „Typisch? Ja, ich glaube, wir sind schon sehr typisch“, sagt Cristina Santos Agostinho. Und sie klingt so, als hätte sie damit das große Los gezogen.

Der Große muss noch was für die Schule machen, der zweite will an den Rechner. Der Hund muss raus und die kleine Olivia kräht dazwischen: „Papa, darf ich noch ein bisschen Kika gucken?“ Ein ganz normaler Abend in einer ganz normalen Familie. „Typisch? Ja, ich glaube, wir sind schon sehr typisch“, sagt Cristina Santos Agostinho. Und sie klingt so, als hätte sie damit das große Los gezogen.

Die Santos Agostinhos aus der Rosi-Wolfstein-Straße im Wullen – sie sind das Gesicht unserer Aktion „Familie heute“. Vater, Mutter, drei Kinder – und Nelly, der Hund. Einwanderer der zweiten Generation, die Eltern von Vater Paulo und Mutter Cristina kamen einst aus Portugal nach Witten. Für sie ist das Revier längst Heimat und Zuhause: Der 44-jährige arbeitet als Elektrotechniker in Hagen, seine Frau leistet Nachtschichten als psychiatrische Pflegekraft in Herne. In Teilzeit: Denn schließlich sind da ja noch die Kinder – sieben, elf und 13 Jahre alt – die versorgt sein wollen.

Drei Kinder auf drei verschiedenen Schulen: Das erfordert ein gutes Familien-Management: „Struktur und Organisation, das ist wichtig“, sagt Mama Cristina. „Und vor allem, dass man den Kindern auch einen Teil der Verantwortung überträgt, dass man sie machen lässt.“ Schon bei Oli, die erst in die zweite Klasse der Pferdebachschule geht, klappt das offenbar prima. Sie hat ihre Freizeit-Termine selbst im Blick: Turnverein, Handball, Schwimmen. „Und ich fahr Einrad“, sagt das lebhafte Mädchen fröhlich. „Und Schwimmen...ach ja, und Portugiesisch.“

Sportplätze und Schwimmbäder fehlen

Das lernen ihre Brüder auch. Marco, der ältere, sogar als zweite Fremdsprache. Er geht aufs Max-Planck-Gymnasium in Dortmund, muss daher schon um 6.40 Uhr aus dem Haus. „Aber das ist okay“, sagt er. Die Schule fällt ihm leicht. G8? Kein Problem: „Ich passe im Unterricht gut auf, dann hab ich im Kopf, was ich wissen muss.“ Auch er spielt Handball, Filipe, der zur Reichwein-Realschule geht, ist zum Fußball gewechselt. Sport ist wichtig bei den Santos Agostinhos. Wenn sie sich etwas wünschen könnten, dann dass die Stadt mehr für die Sportvereine tut, dass die Hallen saniert werden und die Jugendarbeit unterstützt. „Das fehlt“, sagen die Eltern. „Und wir brauchen mehr Sportplätze – und Schwimmbäder“, sagen die Kids einmütig.

Ob sie sich auch mal zoffen? „Nö, geht schon“, sagen sie beiden. „Stimmt nicht – manchmal streitet ihr euch ganz doll“, weiß Oli es besser. „Bruderliebe“, grinst Marco. Die beiden Jungs teilen sich ein Zimmer in der knapp 100 Quadratmeter großen Wohnung, klein ist es, aber gemütlich. Die Wohnung ist Eigentum. „Das war uns wichtig, dass wir was eigenes haben.“ Wie lange das noch gut geht mit dem gemeinsamen Zimmer, Papa Paulo weiß es nicht. „Wenn die Pubertät richtig los geht, dann müssen wir umbauen.“

„Alles geht eben nicht“

Dass dafür das Wohnzimmer zum Schlafzimmer wird – Paulo zuckt nur mit den Schultern: „Alles geht eben nicht.“ Nicht für die Kinder, aber eben auch nicht für die Eltern. Und Mama Cristina bringt es auf den Punkt: „Wir können uns vieles leisten, leben aber nicht über unsere Verhältnisse – und am Ende sind immer ein paar Wünsche übrig. Normal, oder?“

Hier geht es zur Umfrage