Witten. . Orkanböen, Starkregen: Naturkatastrophen sind inzwischen auch in unserer Region keine Seltenheit – und eine spürbare Folge des Klimawandels. Dagegen will die Bürger-Energie-Genossenschaft etwas tun. Und setzt vor allem auf die Nutzung erneuerbarer Energien. Nun bringt sie Solarstrom an den Mann.

Sie steigen den Leuten gern aufs Dach – und das ist fast wörtlich zu nehmen: Der Wittener Werner Frischmann (71) und Rolf Weber (59) aus Wetter engagieren sich ehrenamtlich in der Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG), deren erklärtes Ziel der Klimaschutz ist. Deren Mitglieder leisten nicht nur politische Überzeugungsarbeit, sondern setzen sich ganz praktisch für den Bau von Solaranlagen ein und betreiben diese auch. 46 haben sie auf Dächern in der Region am Start. Jetzt will die BEG ihr Geschäftsfeld erweitern und beginnt in Witten damit, Unternehmen fürs Thema Solarenergie zu sensibilisieren.

„Es gibt Studien, die nachweisen, dass es sich für Betriebe lohnt, Strom selbst zu produzieren für den Eigenverbrauch“, erklärt Frischmann. Ob das stimmt, wollen die Männer von der Genossenschaft ganz genau wissen und bieten deshalb Wirtschaftlichkeitsberechnungen an. Für einen wie Frischmann, der 45 Jahre als Verfahrensingenieur mit Emissionsschutz zu tun hatte, kein Problem.

Pferdebachschule nutzt Sonnenenergie

Die BEG ist eine Genossenschaft, die im EN-Kreis und in Hagen aktiv ist. Sie betreibt 46 Solaranlagen und hat Dachnutzungsverträge mit fünf Städten, vier Wohnungsgesellschaften und einem Kirmesverein. In Witten wurde im Herbst 2013 eine Solaranlage auf dem Dach der Pferdebachschule installiert.

Die Mindesteinlage für Mitglieder beträgt 500 Euro. Die Dividende liegt derzeit bei 1,6 Prozent. Aktuell gibt es 220 Mitglieder mit einer Einlagensumme von rund 700 000 Euro. 22 Ehrenamtliche arbeiten aktiv in fünf Arbeitsgruppen. Weitere Infos bei Werner Frischmann, 941209, oder unter www.beg-58.de

30 Unternehmen stehen schon auf ihrer Liste. Weil die BEG aber keinesfalls in Wettbewerb zum örtlichen Energieversorger treten will, wird es Mitte Februar ein Gespräch mit den Stadtwerken geben. „Da sitzen Leute, die haben die gleiche Denke wie wir und wir möchten die Synergien nutzen“, so Frischmann. Er und Weber gehen übrigens mit bestem Beispiel voran: Beide haben ihr Haus komplett saniert und sparen damit Energie, aber auch Geld. Denn während eine Kilowattstunde Strom für Otto-Normalverbraucher jetzt um die 26 Cent kostet, liegt der Preis für Solarenergie bei ca. zehn Cent.

Die Bürger-Energie-Genossenschaft, die sich 2010 gründete, besteht aus einem Netzwerk klimabewegter Vereine. Sie alle treibt die Sorge um die immer extremeren Auswirkungen des Klimawandels auf unser Wetter an, von denen die dramatischsten das Elbe-Hochwasser oder die Sturmschäden durch Kyrill sind. „Aber auch hier bei uns auf dem Berg hat es schon überflutete Keller gegeben“, sagt Werner Frischmann, der auf der Wilhelmshöhe in Stockum wohnt. Wer selbst betroffen ist, werde nachdenklich, aber in der Menge sei das Bewusstsein noch nicht angekommen. Wenn dann Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) Solarstrom sogar besteuern will, dann kriegen die Mitglieder der BEG schon mal einen dicken Hals – und machen erst recht weiter.

Etwas zu tun, was wirklich Sinn macht, das sei es, was ihn antreibt, sagt Rolf Weber. Frischmann zeigt ein Foto seiner Enkelkinder. „Diese Vier“, erklärt er, „motivieren mich ganz besonders“. Für sie wolle er mithelfen, unsere Schöpfung zu bewahren.