Witten. .
In diesem Monat feiert der Jazzclub Witten sein zehnjähriges Bestehen. Alles begann mit einer Musikereinladung zu einer gemeinsamen Session. Damit waren die Pflöcke für einen Club gesetzt.
„Es muss swingen, da kann ich schon sehr streng sein“, sagt Michael Thomas und meint es richtig ernst. Er liebt ihn wirklich: den Jazz. Wer ihm nur mit Musik-Krawall kommt, rockig ‘rumschlagert oder schlagernd rockt, der legt sein Boot hier am falschen Ufer an. Der 49-Jährige ist Gründer des Wittener Jazzclubs, eines Vereins, der sich die Förderung der Jazzmusik in Witten ganz groß auf die Fahnen geschrieben hat und von Sponsoren unterstützt wird. Seit nunmehr zehn Jahren gibt es ihn. „Unglaublich“, meint Thomas, „das hätte ich damals nicht gedacht.“
Alles begann Anfang 2004: Thomas, der als Logistiker bei Siemens arbeitet, ist bereits langjähriger Hobby-Musiker. Er zupft den Kontrabass, dass es eine wahre Wucht ist. Als 18-Jähriger entdeckte er seine Liebe zur etwas anderen Musik, die vor allem aus den Staaten rüberschwappte, aber in all ihren Facetten natürlich in Europa, Deutschland und auch Witten seit Jahrzehnten längst präsent ist.
„Erst war die Gitarre dran, dann der Bass, bei ihm bin ich schließlich geblieben.“ Gelernt hat Thomas beim Wittener Ausnahmemusiker Martin Theurer, einem Meister der freien improvisierten Musik. Mit der Clique zog es ihn immer wieder hin zum nahen Sehnsuchtsort der Jazzer, dem „Domizil“ in Dortmund.
Der Vorsitzende lebt den Jazz
Doch das Zuhören reicht natürlich nicht. Seit vielen Jahren tritt er mit seiner Band „Indigo“ auf, spielt dort zusammen mit dem Gitarristen Jost Edelhoff, tourt durch Deutschland „mit leichter Jazzmusik“. Hinzu stoßen immer wieder weitere Musiker wie der Perkussionist Nippy Noya, der Trompeter Dimitrij Telmanov und die Sängerin Dian Pratiwi. Dann nennt sich die Band „Indigo plus“. Ganz klar, der erste Vorsitzende des Jazzclub liebt nicht nur den Jazz, er lebt ihn auch.
Vor zehn Jahren hatte Thomas keine feste Band, aber den unbändigen Drang, mit Gleichgesinnten auf Sessions zu spielen. Eine Lokalität war schnell gefunden, das Café Fritz in der City sollte es sein. „Das Ambiente erschien mir ideal für Jazz“, erinnert sich Thomas. Der Aufruf fand ein gewaltiges Echo. „Es war schon beim ersten Mal so voll, als hätten die Wittener nur auf ein solches Event gewartet.“
Mittlerweile wurde aus dem Fritz das „Casa Cuba“ – es sollte bis heute der Veranstaltungsort des Clubs bleiben. „Die Location ist für Jazzmusik einfach ideal“, freut sich Wolfgang Suppra (62), zweiter Clubvorsitzender. „Natürlich werden von den Bands auch mal Standards gespielt, aber der Hauptakzent liegt auf Modern Jazz.“ Ganz wichtig ist dem Club die Förderung der Szene in und um Witten. Denn „Geld für die ganz großen Stars haben wir nicht“, sagt Suppra, der seine musikalische Erweckung beim Lauschen der Songs von Frank Zappa erlebte, aber auch den guten, alten Punk sehr mochte.
Rund 120 Mitglieder hat der Club, kann sich bei den Konzerten, die im Winterhalbjahr einmal monatlich am Sonntag stattfinden, auf ein Publikum von 40 bis 50 Leuten verlassen. Thomas: „Beim Jazz kommt es auf die Atmosphäre an, und die bieten wir mit dem ,Casa Cuba’, dort ist es cool.“ Auch der 19-Uhr-Beginn ist bewusst gewählt: „Im Hellen Jazz machen, das geht ja nun gar nicht.“