Witten. . Ein zu hoher Krankenstand und der marode Fuhrpark hätten der Firma das Genick gebrochen, bedauert Insolvenzverwalter Frank Imberger. Mögliche Investoren, darunter Geschäftsführer Hans-Joachim Dietrich, sprangen deshalb ab. Nun ist das Aus besiegelt.
Alles Hoffen war vergebens: „Es gibt leider keine Rettung für die Firma Auto Drees“, gab Insolvenzverwalter Frank Imberger gestern bekannt. Auch die Möglichkeit, einzelne Sparten des Taxi-Unternehmens – etwa die Krankentransporte – zu verkaufen, habe sich zerschlagen. „Die strukturellen Probleme sind einfach zu groß“, so der Anwalt.
Zwei Probleme hätten einer erfolgreichen Sanierung im Wege gestanden. Zum einen sei der Fahrzeugbestand marode: Wegen der angespannten finanziellen Situation hätten in den letzten Jahren nur noch die nötigsten Reparaturen durchgeführt werden können, so Imberger. Die notwendige Erneuerung der Flotte sei ausgefallen.
Schlechter Eindruck
Zum anderen aber sei die Sanierung an der Belegschaft gescheitert: „Wir hatten während der Insolvenz einen Krankenstand von gut 30 Prozent“, klagt der Insolvenzverwalter. Ohne jemanden pauschal verurteilen zu wollen: Diese Quote sei medizinisch nicht mehr zu erklären – und in einer Insolvenz-Phase auch ausgesprochen kontraproduktiv. „Normalerweise geht der Krankenstand dann quasi auf Null zurück – man will schließlich bei möglichen Investoren keinen schlechten Eindruck erzeugen.“ Dass ein Teil der Drees-Belegschaft diesmal nicht mitgezogen habe, „das hat uns zu einem erheblichen Teil das Genick gebrochen“.
Krankentransporte sollen zunächst noch weiterlaufen
Heute soll die Auslaufplanung besprochen werden. Ziel ist, dass der Betrieb so lange aufrecht erhalten bleibt, bis alle Kunden einen neuen Dienstleister gefunden haben.
Betroffen ist vor allem das Ev. Krankenhaus, das die Patienten der geriatrischen Tagesklinik mit Drees transportieren lässt. Dietrich: „Wir wollen da eine gemeinsame Lösung finden.“
Umso mehr lobt Imberger den Einsatz jener Mitarbeiter, die trotz des drohenden Aus weitergearbeitet hätten: 20 bis 25 Mann hätten in den letzten Wochen „richtig geknechtet“, und es sogar geschafft, den Geschäftsbetrieb über die Feiertage – mit all den Not- und Sonderdiensten – aufrecht zu erhalten. „Das war eine starke Leistung, gerade und vor allem von den Älteren.“
Zugpferd lahmt
Doch auch sie konnten das Steuer nicht mehr herumreißen. Denn auch das Zugpferd lahmt offenbar: Die Sparte der Krankentransporte, mit der Imberger gehofft hatte, „den Laden noch aus dem Sumpf zu ziehen, erwies sich als extrem verlustträchtig“. Nicht ausreichende Aufträge, ausgesprochen schlechte Kalkulation und der Krankenstand hätten zu massiven Verlusten von bis zu 20 000 Euro im Monat geführt.
Angesichts dieser Situation haben die zunächst interessierten Investoren Abstand genommen – „und ich hätte auch niemandem guten Gewissens einen anderen Rat geben können“. Die Folge: Den 50 verbliebenen Drees-Mitarbeitern werde nun gekündigt, die Insolvenz-Gläubiger würden kein Geld sehen. „Ausgesprochen traurig“ findet Imberger das nun besiegelte Ende: „Der Name Drees war in Witten schließlich immer ein Wort.“
Unsichere Rechtslage
Enttäuscht zeigt sich auch Hans-Joachim Dietrich. Er hätte gerne weitergemacht, einen Teil der Firma übernommen. „Aber das ist unter diesen Bedingungen nicht möglich“, bedauert der bisherige Drees-Geschäftsführer, der die Einschätzung Imbergers zur Lage des Unternehmens teilt. Zum hohen Krankenstand und den technischen Schwierigkeiten im Fuhrpark komme zudem die unsichere Rechtslage. „Die arbeitsgerichtlichen Kosten, die da auf den Investor zukommen, die kann kein Mensch tragen.“
Auch für ihn ist bei Drees nun bald Schluss. Um die Hände in den Schoß zu legen, ist der 60-Jährige indes noch zu jung: „Mal sehen, was kommt – da steht noch nichts fest.“ Aber irgendwie werde er der Stadt erhalten bleiben. Mit „Auto Dietrich“ vielleicht? „Das wäre rechtlich ausgesprochen kompliziert.“