Witten. .

Dass sie mit 24 Jahren zu den besten neu ernannten Hörgeräteakustiker-Meistern gehört, hätte Kerstin Tunkel vor acht Jahren nie gedacht.

Damals hatte die Wuppertalerin, die seit 2012 in Witten bei Hörgeräte Rybarsch arbeitet, frisch ihren Realschulabschluss in der Tasche und die Bewerbungsfrist für ihre Ausbildung verpasst. „Da habe ich dann erst einmal Fachabi gemacht“, erzählt Kerstin Tunkel rückblickend. Und danach trat sie die Ausbildung zu ihrem Wunschberuf an, in ihrer Heimatstadt an der Wupper.

Ab dann lief es eigentlich wie am Schnürchen: 2010 hatte sie nach drei Jahren ihren Gesellenbrief in der Hand, zwei Jahre später wollte Kerstin Tunkel den Meisterlehrgang beginnen. Dafür wechselte sie nach Witten zu Rybarsch: „Hier wurde mein Weiterbildungswunsch unterstützt, auch die berufliche Perspektive stimmte“, freut sich die junge Frau. Und gut ein Jahr später ist Kerstin Tunkel offizielle Meisterin in ihrem Handwerk. Nicht nur das: Laut Prüfungskommission gehört sie in ihrem rund 30 Gesellen umfassenden Meisterkurs zu den Besten, „eine außergewöhnliche Leistung“ wurde ihr attestiert.

Auf den Wunsch, Schwerhörigen mit Technik zu helfen, kam sie geradezu zielgerichtet: „Ich wollte was Handwerkliches lernen und dadurch Menschen helfen“, berichtet sie von der Suche nach der für sie besten Ausbildung. „Und dann habe ich ein Praktikum dazu in Wuppertal gemacht“, erzählt Kerstin Tunkel, das sie endgültig überzeugte.

„Zuhören, auf die Leute eingehen und beraten“, das mache den Beruf aus, erklärt Kerstin Tunkel. Aber neben Handwerk, Technik und Anatomie gehöre auch eine gehörige Portion Psychologie zum Geschäft. All das war auch Thema der Prüfungen, die die 24-Jährige nun hinter sich hat. Sogar ein Meisterstück stand auf dem Plan. „Ich war ziemlich aufgeregt“, gibt sie zu. Aber aber als die Wuppertalerin die kleine Technik in eine Hörgeräteschale einbaute, waren die Hände dann doch ganz ruhig.

Im Wittener Rybarsch-Team mit sechs Mitarbeitern fühlt sie sich sehr wohl: „Ich will in Witten bleiben“, kündigt sie an, auch wenn sie zugibt, von der Stadt noch nicht viel gesehen zu haben. Denn nach der Arbeit fährt sie gleich zurück nach Wuppertal, wo Freund und Eltern auf sie warten. Zukunftssorgen hat sie keine, denn „es kommen immer mehr Kunden“, Hörprobleme nehmen in Deutschland stetig zu. Schwerhörigkeit sei weitgehend ein Altersproblem, erklärt die junge Meisterin, und angesichts des demografischen Wandels wird es noch sehr lange den Bedarf nach Hörgeräten geben.

Bei den Meistern des Handwerks geht hingegen der Trend in eine andere Richtung: Sie werden immer jünger. „Einige andere im Kurs waren 18, 19 Jahre alt, die kamen direkt von der Ausbildung“, erinnert sich Kerstin Tunkel.