Witten. . Zahl der Risikogeburten von Säuglingen unter 1500 Gramm steigt: Andere Städte überweisen Schwangere wegen besserer Ausstattung

Sie sind winzig klein und müssen oft intensiv betreut werden: Immer mehr Neugeborene unter 1500 Gramm, also besonders kritische Geburten, kommen im Marien-Hospital zur Welt.

Das Krankenhaus macht als Grund die Hand-in-Hand-Arbeit von Geburtshilfe und Kinderklinik im Perinatalzentrum aus. Seit 2011 ist die neue Frühgeborenen-Intensivstation mit Kreißsaal und OP Tür an Tür. „In anderen Kliniken müssen die Kinder erst über den Hof gefahren werden“, sagt Dr. Jan-Claudius Becker (48), Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik.

Dank Zusammenführung, aber auch der größeren Zahl von Behandlungsplätzen in der Intensivstation – nun sind es 21 statt sechs – und der lichtarmen, der Gebärmutter nachempfundenen Nachbehandlung überweisen viele Städte Risikoschwangere nach Witten. So wurden 2005 nur 20 Kinder unter 1500 Gramm und 16 unter 1250 im Marien-Hospital geboren – in diesem Jahr waren es schon 45 beziehungsweise 35.

Die Gevelsbergerin Nicole Gebauer entschied sich von sich aus für die Behandlung vor und nach der Geburt im Wittener Krankenhaus. Ben, Paul und Till erblickten am Nikolaustag in der 34. Woche das Licht der Welt. Geburten vor der 37. gelten als zu früh, eine Drillingsgeburt ohnehin als risikoreich. Jedes zehnte Kind kommt mittlerweile vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt – im Marien-Hospital in diesem Jahr schon 215. Genau das wollen die Ärzte im Perinatalzentrum verhindern.

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„Jede weitere Woche im Mutterleib bedeutet weitere Schritte in der Entwicklung und erhöht die Chance, dass das Kind gesund zur Welt kommt“, berichtet Dr. Becker. „Mit hochqualitativer Behandlung lässt sich eine Frühgeburt oft hinauszögern“, weiß Dr. Sven Schiermeier, Geburtshelfer und Chefarzt der Frauenklinik. Der 37-Jährige ist für die Behandlung vor der Geburt zuständig. Was dem Ungeborenen fehlt, stellen er und sein Team mit aufwendigen Untersuchungen fest. In der Zeit vor der Frühgeburt unterstützen die Ärzte das Kind etwa mit Medikamenten für das Reifen der Lunge.

Im Perinatalzentrum läuft in dieser Phase alles Hand in Hand. „Die Zusammenarbeit mit den Kinderärzten schon vor der Geburt ist sehr intensiv“, sagt Dr. Schiermeier. Wenn schon vorher festgestellt wird, dass bei einem Säugling die Durchblutung knapp ist, können sich die Kinderärzte in der Frühgeborenen-Intensivstation besser darauf einstellen.

Auch Paul und Ben, zwei der Kinder von Nicole Gebauer, kamen unter der Grenze von 1500 Gramm zur Welt. Wenig, trotzdem ein Erfolg. Die Mutter kam frühzeitig ins Marien-Hospital, um eine noch frühere Geburt zu verhindern. Das kleine Trio liegt jetzt schon in den Armen der Mama. Ihm geht es richtig gut.