Witten. .

Nein, nervös ist Christian Schuh nicht. Obwohl ihn sein Flieger heute Tausende Kilometer von Zuhause wegbringt, in ein Katastrophengebiet, in dem der Taifun Hayan Hunderte getötet und Tausenden das Heim geraubt hat.

Es ist ja auch schon das siebte Mal, dass der Wittener vom Deutschen Roten Kreuz in ein Krisen- oder Katastrophengebiet geschickt wird. Und es ist auch eine Reise zurück zu den Wurzeln, denn sein erster Auslandseinsatz 2007 führte ihn schon einmal auf die Philippinen. Danach half er unter anderem in Afghanistan, Uganda und im erdbebenerschütterten Haiti.

Beim Einsatz jetzt wird der 33-Jährige ein Team aus zwei weiteren Deutschen und zwei Österreichern leiten. Die fünf erfahrenen Rotkreuz-Helfer werden sieben Kollegen ablösen, die schon vor vier Wochen ihre Arbeit vor Ort gestartet haben. Auch sie werden sich um die Aufbereitung von Wasser, um Hygiene, besonders die Verhinderung von Infektionskrankheiten, und die Schulung der einheimischen Rot-Kreuz-Helfer kümmern.

„Es gibt immer noch Hunderttausende Menschen, die kein Dach über dem Kopf und schon länger keinen Zugang zu sauberem Wasser mehr haben“, weiß Schuh. Es gebe noch viel zu tun. Natürlich müssen die Helfer auch auf sich achten. Die vielen Wasserlachen, die der Taifun hinterlassen hat, seien Brutstätten für Mücken. Trotz obligatorischer Malariavorsorge „muss man sich unbedingt vor Stichen schützen“.

Abschied fällt Schuhs Familie schwer

Zwölf bis 14 Stunden Arbeit pro Tag in subtropischem Klima und über 30 Grad erwarten Schuh auf der Insel Leyte, etwa 30 Kilometer von der am stärksten getroffenen Region um Tacloban entfernt. Um dorthin zu kommen, muss er dreimal den Flieger wechseln und mit einer Fähre nach Leyte fahren. Etwa zweieinhalb Tage dauert diese Odyssee.

Stress, den der gelernte Kinderkrankenpfleger und Medizinstudent gerne auf sich nimmt, um Menschen in Not helfen zu können. Auch wenn er dafür bereits zum dritten Mal Weihnachten und Silvester fern seiner Lieben verbringen muss. „Für meine Oma ist das jedes Mal schwer“, sagt der 33-Jährige. „Sie sagt immer: Pass auf, dass du wieder gut nach Hause zurück kommst.“ Der Abschied falle auch seinen Eltern und seiner Freundin immer wieder schwer, „aber sie unterstützen mich sehr“.

Wenn er selber mal Kinder habe, sagt er, wäre er bei Auslandseinsätzen sicher zurückhaltender. Doch bis dahin arbeite er gerne dort, wo große Not herrsche. Und wenn er später mal mit seinen Enkelkindern unterm Weihnachtsbaum sitze, hörten die sicher gerne die Geschichten von Opas Auslandseinsätzen, schmunzelt Christian Schuh.