Witten. . Ein Gutachten sagt einen Kostenanstieg von 20 bis 25 Prozent für die Taxiunternehmer voraus. Taxi Drees hält zwölf Prozent mehr für erforderlich – 1,90 statt 1,70 Euro pro Kilometer.

Das einen Freud ist des anderen Leid: Sollte der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro kommen, würden Wittener Taxifahrer mittelfristig mehr in der Tasche haben. Bedingung: Die Kunden sind bereit, zwischen zwölf und 25 Prozent mehr pro Fahrt zu berappen.

Die Taxitarife werden vom Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs regional berechnet und dann von der Politik genehmigt, für Witten vom Kreistag. Die letzte Anhebung datiert vom Mai: Die Kilometergebühr stieg von 1,60 auf 1,70 Euro, die Grundgebühr von 2,50 auf 2,70 Euro. Eine Stunde warten für den Kunden kostet 28,50 Euro (27 Euro). Die alten Preise hatte seit Oktober 2008 gegolten. Der alte und neue Nacht- und Feiertagszuschlag beträgt einen Euro pro Fahrt.

Hans-Joachim Dietrich, der das in Insolvenz geratene größte Wittener Taxiunternehmen Auto Drees (s. unten) vorläufig weiterführt, geht davon aus, dass der Kilometerpreis von 1,70 auf 1,90 Euro erhöht werden müsste, also um knapp zwölf Prozent, damit er allen Fahrern den Mindestlohn von 8,50 Euro bezahlen könnte. Heute fangen sie bei ihm bei 7,67 Euro an, mit Zulagen und nach Qualifikation (z.B. für Krankentransporte) könnten es bis zu „zwölf Euro und“ werden. Dietrich legt Wert darauf, dass es bei Drees selbst für Aushilfen Urlaubsgeld und Lohnfortzahlung gibt.

Der neue Mindestlohn „ist machbar“, sagt er, „wenn wir ihn eins zu eins an den Verbraucher weitergeben können“. Gelänge es nicht, höhere Tarife beim Kreis durchzusetzen, drohten Folgen: „Das ginge sicherlich zu Lasten von Arbeitsplätzen, oder es wird auf Minijobber und Schwarzarbeit ausgewichen.“

Der Chef eines anderen Wittener Taxiunternehmens würde seinen Leuten lieber heute als morgen mehr bezahlen – „die verdienen schon seit Jahren zu wenig“. Er verweist auf ein Gutachten, das im Auftrag des Deutsche Taxi- und Mietwagenverbands (Frankfurt) angefertigt wurde. Aus Basis eines heutigen Stundenlohn von 6,50 und eines Mindestlohns von 8,50 Euro hat es sogar eine Kostensteigerung zwischen 20 und 25 Prozent errechnet. Aufgrund des langwierigen Verfahrens für eine Erhöhung will der Taxi-Unternehmer „nicht die Pferde scheu machen“. Denn: „Wir können nicht einfach die Preise erhöhen, wie es ein Bäcker macht, der mehr für seine Zutaten bezahlen muss, wir müssen das erst beim EN-Kreis beantragen. Weiter Probleme sieht er nicht nur bei den Verbrauchern: „Auch die Krankenkassen müssen dann mehr bezahlen, und die versuchen jetzt schon die Kosten zu drücken.“