Witten. .
Glück und Glas, wie leicht bricht das, heißt es im Volksmund. Beim Glas von Haltestellen, von Bussen und Bahnen im Wittener Stadtgebiet geht das besonders fix.
Vandalismus ist hier an der Tagesordnung. Die jährlichen Schäden gehen in die Zehntausende.
Allein an der Rathaushaltestelle, dem „Bumerang“, summierten sich die Schäden durch Glasbruch und Schmierereien seit 2009 auf rund 12 500 Euro. Dumme-Jungen-Streiche sind das beileibe nicht. Um die Scheiben zum Schutz der Wartenden gegen Regen und Wind zu zertrümmern, bedarf es allerhand zerstörerischer Energie: Schließlich sind sie aus Sicherheitsglas. Kaum ein Monat vergeht, ohne dass nicht eine eingeschlagene Scheibe der Rathaushaltestelle ausgetauscht werden muss: „Deshalb ordern wir sie auch auf Vorrat“, erklärt Stadtsprecherin Lena Kücük.
Solche Vandalen benutzen vorzugsweise spitze Metallgegenstände oder aus Bussen geklaute Nothämmer, um Glas zu zerkratzen oder einzuschlagen. „Der Diebstahl von Nothämmern geht allerdings zurück“, weiß Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns, auch weil die Busse der Gesellschaft inzwischen alle videoüberwacht seien. „Aber das Scheiben-Scratching hat stark zugenommen. Das ist ein ganz großes Thema für uns“, so Bruns. Das Szene-Phänomen sei wohl aus Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt „rübergeschwappt“. Durch Vandalismus entständen der Bogestra im gesamten Betriebsgebiet Schäden von rund 600 000 Euro pro Jahr, auf Witten heruntergebrochene Zahlen gebe es nicht.
Zerkratzte Scheiben von Bussen, Straßenbahnen oder Haltestellen - das ist mit Scratching gemeint - würden sofort ausgetauscht, wenn sich darauf Beleidigungen oder rechtsradikale Sprüche fänden. Sonst erst, wenn die Kratzer so tief seien, dass sie statisch nicht mehr sicher wären. Eingeschlagene Scheiben werden so schnell wie möglich erneuert. „Denn wenn etwas ungepflegt aussieht, kommen schnell weitere Zerstörungen hinzu“, weiß Bruns.
Erst kürzlich wurden die in tausend Teile zersprungenen Scheiben eines Wartehäuschens an der Annenstraße/Am Stadion nach einer Attacke erneuert. Ein trauriges Bild bietet das VER-Schutzhäuschen an der Stockumer Straße gegenüber der Blote-Vogel-Schule: die Wände mit Graffiti übersät, die Scheiben komplett rausgehauen, so dass es Wartende friert.
Auch die Deutsche Bahn beklagt eingeschlagene und zerkratzte Scheiben an den Wartestellen des Wittener Hauptbahnhofs. Der Schaden dieses Jahr: 1000 Euro. Und das Fahrgasthäuschen an den Gleisen wurde mehrfach als nächtliche Toilette missbraucht. Die traurige Konsequenz: Anfang 2013 wurde es geschlossen.