Witten. . Gerhard Meudt arbeitet als Seniorensicherheitsberater in Witten. Die Berater verstehen sich als Bindeglied zwischen Polizei und Senioren und beraten Altersgenossen zur Kriminalprävention. Meudt ist überzeugt: Ältere können angstfrei am Leben teilnehmen – wenn sie ein paar Regeln beherzigen.

Einbrüche in alten Häusern, geraubte Handtaschen, Abzocke mit dem Enkeltrick: Senioren sind oftmals willkommene Opfer für Kriminelle. Viele empfinden die Gefahr als persönliche Bedrohung, trauen sich kaum noch vor die Tür – und werden so noch isolierter. „Ein Teufelkreis“, sagt Seniorensicherheitsberater Gerhard Meudt. Britta Bingmann sprach mit dem 67-Jährigen über das richtige Verhalten in Gefahrensituationen – und wie er mit seinen Kollegen dabei helfen kann.

Seniorensicherheitsberater? Was ist das?

Wir sind ein Bindeglied zwischen Polizei und Senioren. Wir sind selbst Senioren und helfen, ältere Mitbürger über Gefahren aufzuklären. Das Projekt gibt es seit gut einem Jahr. Inzwischen haben wir rund 30 ausgebildete, ehrenamtliche Mitarbeiter in der ganzen Stadt. Wir kommen zu Gruppentreffen, zu Vereinen, sind bei größeren Veranstaltungen – wie etwa beim Herbeder Oktoberfest – und beraten auch im Einzelgespräch.

Wie wird das Angebot angenommen?

Sehr gut. Die Resonanz war bislang immer positiv. Die Menschen gehen nach einem Treffen einfach etwas beruhigter und sicherer nach Hause.

Was raten Sie denn denen, die vor Angst lieber gar nicht mehr aus dem Haus gehen?

Misstrauen ist wichtig, aber es muss ein gesundes Misstrauen sein. Es ist nicht nötig, sich zu verbarrikadieren. Im Gegenteil: Einsamkeit macht letztlich sogar noch empfänglicher für die Zuwendung von den falschen Leuten – das sieht man ja beim Enkeltrick. Nein: Im Alter lassen sich viele Dinge noch meistern, wenn man ein paar Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigt

Und die wären?

Auf dem Weihnachtsmarkt etwa nicht zu viel Geld mitnehmen und es am besten am Körper tragen. Handtaschen nicht außen über der Schulter tragen. Nicht in der Dunkelheit auf den Friedhof gehen, besser mittags, wenn viele unterwegs sind. Und zuhause: niemanden hereinlassen. Seriöse Firmen schellen nicht einfach, die schreiben vorher. Sich Ausweise zeigen lassen. Licht anlassen, wenn man weggeht. Und vor allem: Mit den Nachbarn zusammen die Augen offen halten, wer sich so alles im und am Haus herumtreibt. Lieber einmal mehr fragen als zu wenig.

Könnten diese Tipps nicht auch von der Familie kommen?

Klar, aber auf sie will man ja nicht gern hören. Auch wir kriegen ganz oft als Reaktion: „So eine Beratung brauch ich nicht – so alt bin ich noch nicht.“ Aber das ist Quatsch: Denn Opfer von Kriminalität kann jeder werden.