Witten. .
Der 39-jährige Wittener, der einen elfjährigen Jungen missbraucht hatte, muss für zwei Jahren und drei Monate hinter Gitter. Der Mann legte ein umfassendes Geständnis ab. Als pädophil sieht er sich nicht.
Die Gefängnisstrafe ist deshalb so ungewöhnlich, weil nicht nur der Verteidiger eine Bewährungsstrafe gefordert hatte, sondern mit ihm auch der Staatsanwalt und sogar der Nebenklägervertreter. Doch die Achte Strafkammer des Bochumer Landgerichts wollte dem Wittener keine dritte Chance mehr geben.
Eine zweite Chance hatte er 2006 bekommen, als er wegen Missbrauchs eines anderen Jungen schon zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Im vergangenen Jahr dann der Rückfall: Den elfjährigen Sohn von Bekannten, den er regelmäßig übers Wochenende bei sich aufnahm, fasste er immer wieder an, am Bauch, am Rücken, auch im Intimbereich, ging mit ihm in die Wanne. Als klassisch Pädophilen sehe er sich deshalb nicht, sagte der 39-Jährige. Was er gemacht habe, sei nicht in Ordnung. Aber er habe die Jungen bis jetzt ja „nur unsittlich angefasst“.
Der gelernte Schlosser, der zuletzt als Pizzafahrer gearbeitet hatte, war immer wieder in Jugendtreffs außerhalb Wittens tätig, als Fußballtrainer von Zehn- und Elfjährigen. Alles ohne Hintergedanken, wie er betonte. Das hielt ihn nicht von ekelhaften Übergriffen auf den Elfjährigen ab, von Griffen in die Hose des Jungen, von einem Kuss in der Badewanne, von Streicheleien im Bett, vom gemeinsamen Schwimmen in der Ruhr. Der Junge habe sich weggedreht und teilweise geschockt reagiert.
„Gefallen hat es ihm nicht“ , räumte der Angeklagte ein. Trotzdem machte er weiter. Fast täglich bekam der Schüler SMS von dem Mann, den er einst als Kumpel gesehen hatte: Guten Morgen, mein Kleiner. Schlaf gut, mein Großer. Als der Junge eines Tages der Oma von den Vorfällen erzählte, kam es zur Anzeige.
Sie habe sich vorher nichts dabei gedacht, sagte die Mutter (31) bei der Polizei. „Ich hatte Vertrauen.“ So viel, dass sie auch ihren anderen Sohn (10) zu dem Wittener gegeben hatte. Auch an ihm habe er sich vergangen, beichtete der 39-Jährige – die Tat war allerdings nicht angeklagt.