Witten. . Landesbetrieb sperrt ab 6. November Querung des Mühlengrabens zunächst für Schwerlastverkehr. In einem Jahr soll dann mit dem Bau einer neuen Brücke begonnen werden - für etwa 1,5 Mio Euro.

Dass die Ruhrdeich-Brücke über der Mühlengraben marode ist, ist keine Überraschung. Dass es nun ganz plötzlich so dicke kommt, verwirrt schon: Ab Mittwoch, 6. November, wird die Brücke für den Schwerlastverkehr über 7,5 Tonnen gesperrt - etwa ein Jahr lang. Danach sollen die Planungen so weit sein, dass der Landesbetrieb Straßen.NRW das Bauwerk von 1926 abreißt und neu baut. Die Kosten: etwa 1,5 Millionen Euro.

Wittens Brücken, die dem Land, der Stadt und auch der Deutschen Bahn gehören, werden regelmäßig überprüft - das ist eine gesetzliche Auflage. Nach einer Verordnung der Bundesanstalt für Straßenwesen werden Brücken ab einen bestimmten Baujahr auf ihre Belastung hin durchgerechnet. Andreas Müller vom städtischen Planungsamt formuliert das so: „Die Brücke wurde 1926 für das damals schwerste Fahrzeug ausgelegt: Das war eine Dampfwalze. Jetzt fahren da 20-Tonner drüber, der eine Dampfwalze hintendrauf haben.“

Die gute Nachricht: Die Brücke ist standfest. „Aber wir müssen dringend tätig werden“, beschreibt Thomas Raithel, zuständiger Projektleiter bei der Hagener Niederlassung des Landesbetriebs, das Ergebnis des Gutachtens, das nun der Stadt vorgestellt wurde. Noch werde eine Umleitung für den Schwerlastverkehr diskutiert. Besonders schwierig: Die Anlieferung für das Edelstahlwerk erfolgt über die Kreuzung Ruhrdeich und Ruhrstraße. Ob die schweren Lkw nun durch die Innenstadt geschickt werden, soll in der nächsten Woche klar sein.

Liegt es nicht nahe, in den Neubau der Mühlengraben-Brücke die gesamte Umgestaltung der Kreuzung mit einzubeziehen? „Jein“, sagt Raithel. Ursprünglich waren Brückenneubau (Sache des Landes) und neue Kreuzung oder Kreisel (Sache der Stadt) gemeinsam angedacht. Nun wird die Brücke vorgezogen.

Damit verläuft ein anderes städtisches Projekt zunächst im Sande: der „Ruhrstrand“, mit dem man hinter der Mühlengraben-Brücke einen Zugang zur Ruhr schaffen wollte. Geplant war dort eine Spiel- und Liegewiese mitsamt Anlegesteg für die Schwalbe und einem fest verankerten Restaurationsboot. Eine „Promenade“ am Mühlengraben wirkt angesichts des jetzigen Zustands fast lächerlich: Zugewuchert, voller Müll, das Wasser ist rot-gelblich verfärbt (Grund sei der mineralhaltige Zufluss aus alten Bergbauschächten). Vanessa Kemper, die im letzten Haus vor der Mühlengraben-Brücke wohnt: „Das Gelände hier verkommt gerade völlig.“

„Deutschlandweit leiden wir unter einem Investitionsstau. Auf den Straßen sieht man die Schäden, an der Brücken nicht“, sagt Stadtplaner Andreas Müller. Marode Brücken gibt es in Witten etliche. Bekannte „Sorgenkinder“ sind die Herbeder Omega-Brücke über die Ruhr und die Crengeldanz-Brücke der Deutschen Bahn.

Die 45 städtischen Brücken seien dagegen in gutem Zustand - so wurden die Querungen am Rheinischen Esel zum Beispiel alle frisch saniert. Einzige städtische Problem-Brücke sei laut Stadtsprecherin Lena Kücük die Fußgängerbrücke Erlenweg/Goethestraße in Annen. „Wir sind dabei zu überlegen, was damit passiert.“