Witten. . Fast 200 Gegendemonstranten stören Kundgebung von Pro NRW auf der unteren Bahnhofstraße. Buhrufe und Trillerpfeifen ließen Slogans der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung untergehen

Auch wenn sich die Redner der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro NRW alle Mühe gaben, ihren Protest gegen den Moschee-Neubau der bosnischen Gemeinde an der Breite Straße loszuwerden – gegen die etwa 200 Gegendemonstranten, die sich ihnen entgegenstellten, kamen sie nicht an.

„Witten bleibt bunt!“ stand auf den Plakaten, daneben ein Zitat aus dem Grundgesetz: „Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.“ Doch nicht nur mit Schildern, auch lautstark mit Trillerpfeifen und Gesang gaben die Wittener den nur knapp 20 Teilnehmern der Pro NRW-Kundgebung zu verstehen: Witten hat keinen Platz für Rechtsradikalismus.

Auch viele Bürger dabei, die Flagge zeigen wollen

Unter die Demonstranten mischten sich neben Mitgliedern von Verdi, der Linken und der Grünen auch viele Bürger, die „einfach gegen diese populistische Partei auf die Straße gehen“ wollten – so war es an diesem Morgen häufig zu hören. Roman Noack ist einer von ihnen; „Immer wieder sprechen die von Pro NRW von einer Protz-Moschee, dabei ist die islamische Gemeinde um die es hier geht, absolut gemäßigt und noch nie unangenehm aufgefallen.“ Auch Meinolf Melcher vom Kolping-Werk wollte Flagge zeigen: „In Deutschland brauchen wir keine Rechtsradikalen.“

Demo von Pro NRW gegen den Neubau der Moschee mit Gegendemonstration.
Demo von Pro NRW gegen den Neubau der Moschee mit Gegendemonstration. © WAZ FotoPool

Buhrufe stören die Kundgebung

Die Kundgebung der Gruppierung, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, wurde immer wieder von lauten Buh-Rufen gestört. Immer wieder kam auch ein „Nazis raus“ aus der Menge der Gegendemonstranten. Als einer der Pro-NRW-Redner provokativ „Wir wollen die hier nicht“ ins Mikrofon brüllte, war von der anderen Seite fast ebenso laut zu vernehmen: „Wer zum Teufel ist denn wir?“

Trotz der aufgeheizten Stimmung blieb es aber friedlich, was auch Volker Schütte, Sprecher der Polizei Bochum, bestätigte: „Es gab keine Störungen, alles verlief ruhig.“ Vorsorglich aber waren 100 Polizisten angerückt, um Redner und Gegendemonstranten voneinander fern zu halten. Dass diese nicht eingreifen mussten, war auch der Besonnenheit der Wittener zu verdanken: Ein Pro-NRW-Redner beschimpfte eine Gegendemonstrantin als „Vogelscheuche“ – was ihr aber nur ein mitleidiges Lächeln entlockte. Auch in der Menge blieb es ruhig: „Jaja, wenn einem die Argumente ausgehen. . .“, schmunzelte ein Kneipengast vor dem „D-Zug“.

„Gastarbeiter haben dafür gesorgt, dass Menschen warmes Zuhause hatten“

Eine andere Zuhörerin aber rang sichtbar um Fassung. Sie sei wie so viele andere damals als Gastarbeiterin nach Deutschland geholt worden, sagt die heute 66-Jährige. „Die sollen mal daran denken, dass auch die Gastarbeiter damals dafür gesorgt haben, dass die Menschen mit der Kohle, die wir damals aus den Schächten geholt haben, ein warmes Zuhause hatten.“ Hier im Ruhrgebiet rechte Parolen zu hören, „das tut richtig weh“.