Witten. . Am Samstag war der letzte Tag von Edeka Bökmann auf dem Schnee in Witten. Die Stimmung bei Kunden und Angestellten war dementsprechend bedrückt.
„50 Prozent Rabatt“, steht auf dem Plakat am Eingang von Edeka Bökmann auf dem Schnee. Fisch, Gouda, Margarine, im Minutentakt verschwindet die Ware aus den Regalen. Mittags sind sie viele fast leer. Sie werden nicht mehr aufgefüllt.
Dieser Samstag war der letzte Tag des kleinen Supermarkts. Edeka hatte den Mietvertrag mit der Dortmunder Harpen GmbH gekündigt und den Vertrag mit dem Pächter nicht verlängert. Der Laden lief nicht mehr wirtschaftlich. Schluss, aus. 35 Jahre gab es hier einen Markt, 14 Jahre hatte Dieter Bökmann Edeka geleitet, Schnitzel und Joghurt bestellt, Hände geschüttelt, viele Menschen kennengelernt. Nun verlieren die Schneer einen Supermarkt vor ihrer Haustür, ja, ein Stück Heimatgefühl. Und über 20 Angestellte ihre Arbeit.
Kein Wunder, dass die Stimmung im hinteren Bereich gedrückt und gereizt ist. Eine Frau an der Wursttheke schneidet die letzten Stücke Fleisch, sie und ihre Kolleginnen wirken niedergeschlagen. Sagen möchten sie nichts. „Es ist alles gesagt“, meint denn auch Dieter Bökmann, der die letzte Inventur vorbereitet. In diesem Moment wird er noch zweieinhalb Stunden Leiter des Marktes sein.
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Andere wollen reden, weil sie enttäuscht sind, ja, wütend, traurig. Viele Kunden werden „ihren“ Markt vermissen. „Ich komme seit 35 Jahren hierhin“, sagt Wilfried Brennecken (78) wehmütig. „Man ist sehr eng gebunden an den Laden.“ So wie Monika Blüggel.“ Ich bin jeden Tag für die Frischware gekommen und einmal in der Woche für die restlichen Dinge.“ Auch sie komme schon, „solange es den Laden gibt“. Für das Aus findet die 62-Jährige deutliche Worte. „Das sind alles Geier, die jetzt noch einkaufen kommen, wenn es Rabatte gibt, statt den Laden in den letzten Wochen unterstützt zu haben.“ Sie hoffe noch auf einen Nachfolgeladen, am besten wieder mit einer Frischetheke. „Klein, aber fein, das würde reichen.“
Dann gewährt doch noch eine Angestellte einen Einblick in ihre Gefühlswelt. „Ich bin traurig. Es tut mir leid um Herrn Bökmann, um die Kunden, um mich. Ich bin jetzt arbeitslos“, sagt die 46-Jährige, die selbst noch einen letzten Einkauf erledigt. Seit einem Jahr arbeitete sie erst im Edeka, hat die Entwicklungen aber genau verfolgt. „Es gab einen Einbruch. Wo sind die Kunden geblieben?“ Alle hätten das nahende Aus bedauert, aber die Treue hätten nur wenige gehalten.
Eine der wenigen von ihnen trifft Marktleiter Dieter Bökmann bei einer seiner letzten Runden durch den Laden. „Vielen Dank für Ihre Treue“, sagt er und schüttelt der Frau die Hand. Dann verschwindet er hinter einem Regal und wischt sich traurig mit dem Ärmel über das Auge.