Witten. .

Wenn Pädagogikstudenten den Vorschlaghammer in die Hand nehmen und Neuntklässler Scheiben zertrümmern dürfen— dann hat die alljährliche Bauzeit am Waldorfinstitut Witten begonnen.

In diesem Jahr stehen sowohl Abriss als auch Neuaufbau des Verwaltungsbereichs an.

„Unsere Studenten lernen hier rechtzeitig, Systeme einzureißen“, sagt Verwaltungsleiterin Marion Körner. Nach 30 Jahren sei eine Renovierung, auch in Sachen Feuerschutz und Energieeffizienz, dringend nötig gewesen. Unter der Leitung von Baumeister Hubert Heinrichs wurde bereits im letzten Jahr das Dach neu gedeckt. Das sei natürlich eine viel konstruktivere Arbeit gewesen. Jetzt befinde sich das Team ja noch in der destruktiven Phase. „Gerade deswegen bin ich aber so stolz darauf, wie tapfer sich alle Helfer schlagen“.

Bei seinen Bauprojekten im Ausland habe Heinrichs vor allem eine Erfahrung gemacht: „Nichts richtet einen Menschen besser auf als das Richten.“ Vom Taiwan bis Tschechien habe er die Menschen im Bau von Gebäuden zur Selbsthilfe angeleitet und dabei festegestellt, dass jeder seinen Platz finde. „Jeder ist wichtig. Jeder wird gebraucht.“ So arbeite er seit 20 Jahren und freue sich immer wieder auf die Kooperation mit Schülern und Studenten.

„Manchmal nervt es einen natürlich auch“, gibt der 14-jährige Jannis Laroussi zu. Er gehört zur Parkgruppe, die Steine tragen, Holz sägen, häckseln und auf Beete verteilen muss. Aber eigentlich mache ihm die Arbeit schon Spaß. Neben der Abriss- und Parktruppe sind außerdem Helfer zum Putzen, Kochen und in der Gartenarbeit eingeteilt.

Dass von den Schülern auch viel Protest komme, sieht die Studentin Christiane Deppe gelassen. Wenn es dann eine Scheibe einzuschlagen gäbe, seien insbesondere die Jungen doch wieder Feuer und Flamme. „Das ist einfach das Alter, in dem die sich noch etwas beweisen müssen.“ Auch für die Erwachsenen sei so ein Arbeitstag natürlich hart. „Da wird viel gestöhnt, und abends tut einem alles weh. Trotzdem haben wir auch superviel Spaß!“ Interessant sei es außerdem, die Leute mal von einer ganz anderen Seite als im Seminarraum kennenzulernen. „Viel Power, viel Action“, so beschreibt die zukünftige Handarbeitslehrerin, die bald Schubkarre gegen Nadel und Faden eintauschen wird, das Projekt.

Die Kombination aus Lernen und Arbeiten sei dem Institut bei diesem Konzept besonders wichtig. „Man muss auch lernen, mit Widerständen umzugehen und ihnen zu trotzen. Da gibt es auf einer Baustelle so einige Frustrationen“, findet Körner. „Am Ende zählt aber die Freude über das Geleistete!“ Diese stehe auch am Dienstagabend im Vordergrund. Dann stellen die einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse in einem Rundgang vor und feiern den Abschluss des Projektes. Fertig ist das Bauvorhaben damit allerdings noch lange nicht. Körner hofft jedoch auf eine Fertigstellung des Gebäudes bis zum Jahresende.