Witten. . Zum ersten Mal fanden auf dem Hohenstein am Wochenende Baumklettermeisterschaften statt.Am Sonntag begeisterten die vier Finalisten Hunderte Zuschauer mit teils waghalsigen Sprüngen

Die Blicke der Besucher auf dem Hohenstein gehen an diesem Sonntag nach oben. Ein Mann klettert in der Baumkrone waghalsig von Ast zu Ast. Dann rutscht er ab. Es geht ein Raunen durch die Menge.

Frank Wissing, 35, ist Baumpfleger. Der Mann mit roten Haaren und Vollbart ist einer von vieren, die es ins Finale der Baumklettermeisterschaft geschafft haben. Sein kleiner Ausrutscher war halb so wild. Wie seine Kollegen ist er mit einem Seil gesichert. Nur die Punktabzüge sind ärgerlich. „War glatt. Und dann die Hektik“, begründet er den Fehler. Dass er am Ende sicher Erster wird, weiß er jetzt noch nicht.

„Die Teilnehmer müssen die Balance zwischen Schnelligkeit und Sicherheit findet“, sagt Thorsten Voigt, 39, Besitzer einer Wittener Firma für Baum- und Gartenpflege und Initiator des Wettkampfes am Hohenstein. Deshalb sind drei Dinge wichtig für die Profis: Ein Helm, feste Schuhe und ein sicherer Ast. Die Kletterer – alle Profi-Baumpfleger – haben 30 Minuten für ihre Aufgaben: Ihr Seil mit einem Säckchen über einen Ast schwingen, sich hochziehen und möglichst alle vier Glocken, die in den Ästen hängen, mit einem Messer berühren.

Viel Applaus der Zuschauer

Henning Ebbers hat genau dieses Messer den Traum von der Kletter-Krone gekostet: Es fällt aus 20 Metern auf den Boden – das war’s für ihn. Trotzdem zollen ihm die Zuschauer mit ordentlich Beifall Respekt. „Es ist unglaublich spannend, wie die sich in den Bäumen bewegen“, sagt Inge Rogall (53). „Die haben viel Erfahrung, die können das Risiko abschätzen“, meint Ehemann Hans-Werner Grunwald (63).

So viel Erfahrung wie mancher Kollege hat Patrick Löffler noch nicht. Vielleicht hat der 22-Jährige darum etwas Schwierigkeiten beim Seilwurf in die Baumkrone. „Da schauen sieben Punktrichter auf die Finger, ob alles okay ist. Das ist noch viel aufregender als die ganzen Zuschauer“, löst er nach seiner Höhen-Einlage auf. Die lief – trotz Anfangsproblemen – richtig gut. Wie Tarzan schwingt sich Patrick von Ast zu Ast, manchmal knackt es bedrohlich, aber es hält alles. Dass ein Ast beim Aufstieg runter gefallen war und er ein obligatorisches Foto mit einer Fotografin im Baum vergessen hat – geschenkt. „Ich bin zufrieden.“

Ob Peter Rames auch zufrieden sein wird? Er gibt alles, zieht sich über die Äste, bis sie sich biegen, läutet die Glocken. „Das sieht einfacher aus, als wenn man selbst da oben wäre“, weiß Nina Vohmann (31). Das knisternde Gebälk findet ihr Mann Hendrik (42) „nicht so vertrauenserweckend“. Am Ende war es kein fallendes Messer, waren es keine Technikmängel, die Peter den Sieg kosten. Seine 30 Minuten sind schlicht rum. Patrick Löffler, der junge Mann mit dem vergessenen Fotoshooting im Baum, fiebert mit seinem Kollegen, freut sich aber doch etwas: „Letzter bin ich nicht.“