Witten. . Am Samstag und Sonntag findet auf dem Hohenstein der Wettkampf um die Kletterkrone 2013 statt. Initiator Thorsten Voigt erwartet 30 bis 40 Baumkletterer, die in fünf Disziplinen gegeneinander antreten.

Eigentlich sind Menschen von der Natur nicht dafür konzipiert, sich auf Bäumen fortzubewegen. Von Tarzan einmal abgesehen – und der war ja nur erfunden. Doch diese Menschen, die da in den Platanen neben Haus Hohenstein herumspazieren, sind vollkommen echt. Und das Klettern, das ist ihr Beruf.

Thoren Benk läuft über einen dünnen Ast – ein Seil verhindert, dass sein gesamtes Körpergewicht darauf lastet. Er verharrt kurz, lehnt sich in das Seil, liegt fast im Geäst und streckt sich nach einer Glocke, die weiter vorne hängt. Mit seiner Säge schlägt er kurz davor, läuft zurück und plötzlich fliegt er – sechs, sieben Meter durch die Luft, und landet auf einem anderen Ast.

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Es ist nur ein „Testdurchgang“ für die „Kletterkrone 2013“: Am Wochenende werden 30 oder 40 Baumkletterer auf Thorens Spuren wandeln und sich in fünf verschiedenen Disziplinen messen, die ihrer alltäglichen Arbeit in der Baumpflege nachempfunden sind.

„Aus einer Bierlaune“ sei die Idee für den Wettkampf entstanden, erzählt Organisator Thorsten Voigt, der selbst ein Gartenbau-Unternehmen besitzt und Baumpflegearbeiten anbietet.

„Lass uns doch mal einen kleinen Wettbewerb machen“, habe er zu Thoren gesagt, „so unter Freunden“. Dass der „kleine Wettbewerb“ schnell zum „dicken Ding“ heranwuchs, ahnte er da noch nicht.

Doch der Baumpflege-Verband ISA war von der Idee recht angetan, da die regulären Deutschen Meisterschaften regelmäßig überlaufen sind. Und Thomas Schmidt vom Stadtmarketing, bei dem Thorsten Voigt anfragte, ob er „hier irgendwo drei Bäume mieten“ könne, wollte das Ganze „anständig aufziehen“. So habe man sich an den Erlebnistag auf dem Hohenstein „angeklinkt“. Und wenn es am Wochenende regnet? Da ist Voigt pragmatisch: „Wir müssen auch sonst bei jedem Wetter in die Bäume“.

Thoren hat unterdessen eine weitere Glocke berührt und ein Stück Holz hinunter in einen großen Eimer geworfen. Treffer. „Das hab ich im richtigen Wettkampf nie geschafft“, ruft er noch, während er weiterhastet.

Am anderen Ende der Wiese versucht Olaf Grundmann seine Wurfschnur möglichst hoch in einer Platane zu platzieren. Im Wettkampf gibt es umso mehr Punkte, je höher die Schnur gelandet ist. „Das ist die erste Disziplin und auch im Alltag der erste Arbeitsschritt“, erklärt Voigt. Ist die Wurfschnur in der gewünschten Astgabel angekommen, kann der Kletterer nämlich sein Arbeitsseil „einbauen“. Dann folgt der Aufstieg. Dabei kann zwischen zwei verschiedenen Aufstiegsarten gewählt werden, dem traditionellen „Footlock“ und der bequemeren „Steigklemme“. Wobei Bequemlichkeit in diesem Fall relativ ist: Anstrengend sieht beides aus. Der Weltrekord auf der 15-Meter-Wettkampfdistanz vom Boden bis ins Geäst liegt übrigens bei knapp über 12 Sekunden.

Solche Zeiten erwartet Thorsten Voigt am Wochenende nicht unbedingt, wobei sein „kleiner Wettkampf“ mittlerweile vom Verband als „Prototyp einer Landesmeisterschaft“ gesehen wird.

Thoren hat den Arbeitskletter-Parcours beinahe beendet. Er lässt sich ein Stück am Seil hinunter gleiten, springt dann mitten in die Markierung auf der Wiese. Vier Minuten, 33 Sekunden.

Die Meisterschaft kann kommen.