Witten. . Menschen, die an Adipositas leiden, finden oft nicht mehr ohne Hilfe zum Normalgewicht zurück.Im interdisziplinären Adipositas-Zentrum des Marien-Hospitals können sie sich behandeln lassen. Ein Informationstag am 14. September soll über Krankheit und Behandlungsmöglichkeiten aufklären.

Wer unter Adipositas leidet, ist nicht einfach nur dick, hat etwas Speck auf den Hüften oder einen schwabbeligen Bauch. Wer unter Adipositas leidet, ist krankhaft übergewichtig. So wie Markus Dahlhaus*. 180 Kilogramm wog der Familienvater, als er sich im November 2010 im Marien-Hospital einer „Schlauchmagen-OP“ unterzog – er konnte sich kaum noch bewegen und litt unter Depressionen. „Ich war der Großmeister der Diäten“, sagt er heute, „ich hatte sie alle durch“. Doch nichts half.

Für seine Krankheit, so Dahlhaus, habe es nicht den einen Auslöser gegeben. „Es gab viele Gründe: Stress im Beruf, Todesfälle in der Familie – das hat alles irgendwie zusammengewirkt.“ Und da habe er eben gegessen. Gar nicht unbedingt so große Mengen auf einmal, aber immer zwischendurch – unkontrolliert. Irgendwann kam er kaum noch allein vom Sofa hoch und Treppensteigen war für ihn „die Hölle“. Obwohl seine Frau, die zwei älteren Töchter und sein neunjähriger Sohn immer zu ihm hielten, litt Dahlhaus darunter, dass er an vielen Familienaktivitäten nicht mehr teilhaben konnte.

Operation steht an letzter Stelle

„Früher hat man gemeint: ‘Diese Leute haben sich nicht im Griff’“, sagt Prof. Dr. Metin Senkal, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Marien-Hospital, „aber sie haben eine ernstzunehmende Erkrankung“. Adipositas sei kein „kosmetisches Problem“, sondern könne viele Folgen haben: von Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Diabetes bis hin zu Krebs. „Wir werden aufgesucht, wenn die Leute gar nicht mehr zurecht kommen“, sagt Senkal. Auch Markus Dahlhaus merkte irgendwann: „Es geht einfach nicht mehr“. Er ließ sich beraten und schließlich, im November 2010, operieren. Sein Magen wurde bei dem Eingriff „von einem Sack in einen Schlauch“ umgeformt. Dabei werde ein Großteil des Magens entfernt, so Senkal, auch der Bereich, der das Hungerhormon produziere.

Die Operation stehe jedoch immer an letzter Stelle, betont der Mediziner, erst müssten alle anderen Möglichkeiten ausgelotet werden.

Neues Lebensgefühl

Nach der OP verliere der Patient innerhalb von drei Monaten etwa 50 Prozent seines Übergewichtes. Markus Dahlhaus wiegt heute 104 Kilo, bei einer Körpergröße von 1,92 m. Kurz nach dem Eingriff hatte er mit dem Walken begonnen, am Anfang lief er zwei, später acht Kilometer. Heute joggt er dreimal pro Woche 12 Kilometer und geht zusätzlich mit seinen Hunden spazieren. Er isst nun langsamer und nimmt kleinere Portionen zu sich. „Trotz meiner 104 Kilo bin ich für meine Verhältnisse dünn“, sagt Dahlhaus. Er fühlt sich „aufgeräumt im Kopf und leistungsfähig“ und das Wichtigste: „Ich kann mit meinem Sohn schwimmen gehen und in den Kletterwald“ – Dinge, die früher undenkbar gewesen wären.

* Name geändert

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