Witten. .

Die Koalition aus SPD, Grünen und Wittener Bürger-Gemeinschaft (WBG) hat derzeit keine Mehrheit mehr im Rat.

Grund ist eine schwere Erkrankung des Partei- und Fraktionsvorsitzenden der WBG: Thomas Karpowicz liegt seit August im Koma. Er kann sein Mandat weder ausüben noch aufgrund seines Gesundheitszustands darauf verzichten, so dass sein Platz im Rat unbesetzt bleibt und seine Stimme bei allen künftig anstehenden Abstimmungen fehlt.

Damit verliert die Koalition aus SPD (22 Mandate), Grünen (neun Mandate), WBG (bisher zwei Mandate) und Bürgermeisterin Sonja Leidemann, die im Rat Stimmrecht hat, die knappe, sogenannte „Bürgermeister-Mehrheit“ von einer Stimme. Der Rat hat 66 Mitglieder. Kritisch wird dies besonders im November, wenn der künftige Haushalt, der am 23. September eingebracht wird, zur Verabschiedung ansteht und keine rechnerische Mehrheit dafür im Rat zu finden ist.

Politische Auswirkungen unabsehbar

Neu besetzt werden muss auch der Aufsichtsratsposten bei den Stadtwerken, den Thomas Karpowicz als Ratsvertreter inne hatte. Seine Tätigkeit in den verschiedenen Ausschüssen nimmt bis auf weiteres der zweite WBG-Ratsherr Siegfried Nimsch kommissarisch wahr.

Dass Thomas Karpowicz sein Mandat vor Ablauf der Wahlperiode im kommenden Jahr überhaupt noch einmal wird aufnehmen können, gilt wegen der Schwere seiner Erkrankung als äußerst unwahrscheinlich. Die politischen Auswirkungen sind noch nicht abzusehen. Karpowicz hatte mit SPD und Grünen die „Kooperation der Vernunft“ nach der letzten Kommunalwahl begründet, die zusammen mit der Bürgermeisterin eine Stimme Mehrheit im Rat hielt.

Er hatte Sonja Leidemann auch angeboten, für die WBG zur Bürgermeisterin zu kandidieren, falls die SPD sie zur kommenden Wahl, bei der Sonja Leidemann in jedem Fall antreten will, nicht mehr aufstellen wolle. Ob ein eventueller Nachfolger dieses Angebot aufrecht erhalten würde, ist jedoch unsicher.

Nachrücker nur bei Mandatsverzicht

Einen Nachrücker, der die bisherige knappe Mehrheit wieder herstellen würde, kann es nur geben, wenn Thomas Karpowicz selbst auf sein Mandat verzichtet, was auf längere Zeit ausgeschlossen erscheint, oder aber seine Frau eine entsprechende Handlungsvollmacht besitzt, die es ihr erlauben würde, in seinem Namen das Ratsmandat niederzulegen. Dies werde nun geprüft, so Nimsch: „Wir sind alle noch sehr über die Erkrankung von Thomas Karpowicz erschüttert.“