Witten. .

Die Beteiligung an der Briefwahl steuert auf einen neuen Rekord zu. Bis Donnerstagmittag hatten bereits 11 387 der insgesamt 76 694 Wittener Wahlberechtigten ihre Stimme im Rathaus abgegeben - knapp 15 Prozent. Der am meisten genannte Grund war Abwesenheit am Wahltag; viele nutzen die Nachsaison für ihren Urlaub.

Bei der letzten Bundestagswahl gab es in Witten 15 288 Briefwähler. Im Wahlbüro geht man bereits jetzt davon aus, dass diese Zahl übertroffen wird. „Es ist ein klarer Trend zur Briefwahl zu beobachten“, so Michael Muhr (50), Leiter des Wahlbüros. „Bei der letzten Landtagswahl war es bereits ein knappes Drittel.“

Häufig werde Abwesenheit als Grund genannt. Muhr: „Viele, die von den Ferien unabhängig sind und verreisen wollen, fahren jetzt in den Urlaub.“ Ein weiterer Grund, so Renate Utermann (57), Leiterin des Briefwahlbüros, sei die fehlende Barrierefreiheit einiger Wahllokale - „da wählen die Leute lieber hier im Rathaus“.

Briefwähler kommen gern an Markttagen

Überwiegend sind es Senioren, die vorab ihre Kreuzchen machen wollen. Das kann auch gesundheitliche Gründe haben - keiner weiß, ob man am Wahlsonntag vielleicht im strömenden Regen den Gang mit dem Rollator machen müsste oder ob man sich an dem Tag vielleicht nicht wohl fühlt. „An Markttagen ist der Andrang besonders groß“, hat Michael Muhr festgestellt. Dafür ist am Mittwochnachmittag Ruhe - „da haben die Arztpraxen geschlossen“.

Bei Dorothea (75) und Reinhard Müller (83) ist es eine Reise, die sie ins Briefwahllokal im Ratssaal geführt hat. „Wir fahren nach Berlin - da können wir das Ergebnis dann ja hautnah miterleben“, sagen sie. Auch Inge Wollmann (69) nutzt die Chance, ihrer Stimme früher abgeben zu können: „Ich bin am Wahltag in Bad Driburg auf einem 70. Geburtstag, daher wollte ich das jetzt erledigt haben.“

Online-Bestellungen laufen gut

Heute ist der 9. Tag, an dem das Briefwahlbüro im Rathaus geöffnet ist. „In der ersten Woche war der Andrang besonders heftig, da hatten wir schon rund 8000 Wähler“, so Muhr. Auch die Bestellung der Wahlunterlagen per Internet laufe gut und werde zumeist von jungen Leuten oder aber von Wittenern, die derzeit im Ausland leben, genutzt. An die zwölf Prozent der Unterlagen-Anforderungen sind bereits über das Internet gelaufen.

Vormittags sitzen gleich sechs Mitarbeiter aus den verschiedenen Dezernaten im Wahlbüro, sortieren die eingegangenen Wahlbriefe und beraten die Wähler. Das ist wichtig, weil die Fehlerquote bei Briefwählern höher ist als beim direkten Urnengang - so schnell sind die Umschläge verwechselt, die eidesstattliche Erklärung fehlt, ist nicht unterschrieben oder liegt gar mit im blauen Stimmzettel-Umschlag, und so weiter.

„Die Wahlbriefe werden aber erst am Wahltag ab 15 Uhr geöffnet, die blauen Stimmzettel-Umschläge ab Punkt 18 Uhr. Wir sind nämlich schon nach ersten Wahltrends gefragt worden“, schmunzelt der Wahlbüro-Leiter. „Die können wir aber gar nicht abgeben, weil wir ja noch nicht wissen, wie die Briefwähler abgestimmt haben.“