Pamela Falcon lud zum Betriebsausflug an den Kemnader See – und das Stadtwerkezelt bebt. Die Bochumer Sängerin, die sonst regelmäßig mit ihrer Band im „Riff“ im Bermuda-Dreieck auftritt, brachte gleich drei Gäste mit auf die Bühne: die Wittenerin Brigitte Lorenz, Ex-Teenie-Schwarm Gil Ofraim und US-Sänger Percival Duke. Gemeinsam gehörten sie zu den vielversprechenden Talenten der Castingsendung „Voice of Germany“.

Für Pam und Brigitte ist das Zeltfestival auf der Stadtgrenze ein Heimspiel. Das Zelt wimmelt von Fans und Freunden. Und Gastgeberin Pamela Falcon lässt keinen Zweifel daran, dass sie jede Sekunde der Jubelrufe auskosten wird. Ihre Auftritte stehen für hohes musikalisches Niveau, für fehlerfreie Pop-Rock-Nummern, aber auch für perfekte Bühnenpräsenz und Show-Inszenierung. Pam betritt nicht einfach die Bühne, Pam kommt durch den Besuchereingang, stellt sicher, dass jeder Zuschauer erst den Kopf drehen muss.

Von einem Kamerateam begleitet, bahnt sie sich singend den Weg durch die Menge: „I’m With You“ von Avril Lavigne. Für die Sängerin ist es keine große Kunst, dabei das Original zu übertreffen. Ihr Stil: eine Extraportion akustischer Zuckerguss, der sich über sämtliche Stücke ergießt und aus jedem Lied eine Glitzer-Glamour-Pophymne macht. Hier eine Verzierung mehr, da ein paar Takte Oberstimme, zum Schluss noch eine endlos lange Fermate über dem letzten Ton. Die Fans lieben sie dafür. Die ersten Reihen kreischen. Die Boxen biegen sich unter dem Druck des Schalls und die Lichttechnik tut alles, um auch die visuellen Eindrücke zum Strahlen zu bringen.

Duett mit Percival ist der Höhepunkt

Während Pam und Percival zum gleichnamigen Song von Midnight Oil (1987) die Betten brennen lassen, zucken Stroboskop-Blitze durchs Zelt. Die Duette der beiden „Voice“-Sternchen – darunter auch eine stimmgewaltige Version von „Purple Rain“ – sind die Höhepunkte des Abends. Die Mischung aus Pams perfektioniertem Poparien-Stil und Percivals Rockstimme ist gleichsam mitreißend wie beeindruckend. Der ehemalige Musical-Sänger steuert die nötigen Emotionen bei, verleiht der Show emotionalen Tiefgang.

Auch Gil Ofraim, dem ‘97 als 15-Jährigen die Kuscheltiere der Teenies zuflogen, kann seine mitgealterten Fans mit neuem, „erwachsenen“ Image bei der Stange halten. Bei „Best of You“ covert er nicht nur Melodie und Text, sondern auch die Rock-Attitüde. Gil gibt die Foo Fighters – inklusive halbherziger Kletteraktion einen halben Meter hoch am Bühnenaufbau. Trotz Gitarre und schulterlanger Haare nimmt man dem jungen Mann mit der sauberen Pop-Stimme das nicht ab. Aber der Sound ist gut und das Publikum in Feierlaune.

Einzig Brigitte Lorenz, die vor „The Voice“ nur die kleineren Bühnen der Region kannte, merkt man die Überwältigung angesichts des großen Publikums an. Neben Pamela Falcon fehlt ihr noch etwas die Show-Erfahrung. Doch die Wittenerin überzeugt, brilliert beim Gesang. Diesmal auch in tieferen Stimmlagen à la Amy Winehouse bei „Valerie“. Insbesondere mit dem anspruchsvollen Song „Misery“ von Pink macht sie ihre Wittener Fans stolz: Zugabe, Brigitte!