Witten. . Beim Zeltfestival-Konzert jagt die bayerische „Blaskapelle“ La Brass Banda in rasantem Ritt durch ein vielseitiges Repertoire

Zu dieser Musik muss man einfach wackeln, wippen, hopsen, springen. Auch, wenn man normalerweise keine Blasmusik mag und Bayerisch für eine Fremdsprache hält.

Was genau die Musiker von La Brass Banda aus Trompeten, Posaune, Tuba, Schlagzeug und E-Bass herausholen, ist schwer zu beschreiben: Der Klang ist entfernt mit Volksmusik verwandt, der Rhythmus treibend, der Gesang wahnwitzig schnell – die Silben springen wie Flummis über die Töne. Das Gesamtpaket muss man gehört haben.

Kaum hat die Band die Bühne geentert und die ersten Töne gespielt, verwandelt sich das Publikum, in dem vom Teenie bis zum Rentner, von der Dirndlträgerin bis zum langhaarigen gepiercten Zeitgenossen alles vertreten ist, in eine wogende Masse. Füße übernehmen die Regie und zwingen Körper in furiose Choreographien – irgendwo zwischen „Gangnam Style“ und Polka.

Das Geheimnis des brasilianischen Hüftschwungs

Das erste Lied nach dem Intro – „Z’spat dro“ (ein Lied vom Zuspätkommen) – bringt auf den Punkt, was die Zuschauer denken: Nach 45 Minuten Vorband (Liedfett aus Hamburg) haben sie den Hauptact ungeduldig erwartet. Von Anfang an scheint eine Verbindung zwischen Band und Publikum zu bestehen: Die kumpelhafte Art des Leadsängers Stefan Dettl, seine lässig eingestreuten Witzchen und natürlich die musikalischen Qualitäten der Bandmitglieder machen einfach Spaß.

„Ihr werd’s in ner Stund patschnass sein“, verspricht Dettl und geht mit gutem Beispiel voran: Er springt über die Bühne, wechselt zwischen zwei Atemzügen von Trompete zu Gesang und wieder zurück und verrät das Geheimnis des brasilianischen Hüftschwungs: „dafür muss man sich selbst wahnsinnig scharf fühlen“.

Auf Vollgas folgt Vollgas

Die Musik nimmt kontinuierlich Tempo auf und beweist, dass Blasinstrumente weitaus vielseitiger sind, als gemeinhin angenommen: Ein „bayerisches Metalstück“, Techno, Reggae, Ska, Jazz – „wir haben gehört, da draußen ist ein Kulturfestival, da spielen wir das Lied mal als Jazznummer“. Die Musiker beherrschen ihre Instrumente perfekt.

Für die letzten 20 Minuten kündigt Dettl noch einmal „Vollgas“ an – und man fragt sich kurz, was dann bitte bisher geschehen ist. Dann übernehmen die Füße wieder die Kontrolle. Kopf aus, tanzen.