Witten. .

Juli, Luxuslärm, Mia, Wir sind Helden: Die Liste der Pop- und Rockbands, die mit deutschen Texten und ausdrucksstarken Frontfrauen aufwarten, ist lang. Eine ehemalige Schülerband aus Sachsen hat allen Konkurrenten den Rang abgelaufen:

An den kommerziellen Erfolg von Silbermond reicht seit Jahren keine andere vergleichbare Combo heran. Das zeigt sich auch beim Zeltfestival Ruhr. Als erste Gruppe spielten die Bautzener zwei Konzerte im großen Sparkassen-Zelt.

Insgesamt 8500 Fans bereiteten Silbermond am Donnerstag- und (Wochen zuvor ausverkauften) Freitagabend einen umjubelten Empfang. Zahlreiche Besucher sahen die Band nicht zum ersten Mal: Tausende Hände schnellten in die Höhe, als Sängerin Stefanie Kloß fragte, wer schon einmal ein Silbermond-Konzert erlebt hat. Wenig erstaunlich. Vor neun Jahren erschien das erste Album „Verschwende deine Zeit“. Seither haben Silbermond – siehe oben -- über drei Millionen Tonträger verkauft und ungezählte Hallen gefüllt. Ihr 2012 erschienenes Album „Himmel auf“ schaffte es auf Platz 2 in Deutschland.

Die Herz-Schmerz-Seite

Mit ihren großen Erfolgen wie „Symphonie“, „Unendlich“ „Das Beste“ oder „Irgendwas bleibt“ segeln Silbermond zwar auf Schmusekurs (Stefanie Kloß spricht von der „Herz-Schmerz-Seite“). Eindrucks-voll untermauern sie beim Zeltfestival aber auch ihr Bestreben, als Rockband verstanden zu werden. Stefanie wandelt sich fix von der Balladenkönigin zur Rockerbraut. Thomas Stolle überzeugt mit formidablen Gitarrensoli. Mit Anti-Kriegs-Songs wie „Waffen“ wird die Band auch ambitionierteren textlichen Ansprüchen gerecht.

Knapp zwei Stunden lassen Silbermond keine Wünsche offen. Fasziniert lauschen die Fans den ruhigen Liebesliedern. Begeistert klatschen und hüpfen sie mit, wenn – was überraschend häufig passiert – härtere Töne bis hin zum Heavy-Metal-Gewitter anklingen. Stefanie Kloß ist mit ihrer wunderbaren Stimme immer mittendrin. Mal voller Gefühl, Trauer, Andacht. Mal kraftvoll, impulsiv, eindringlich. Immer voller Emotionen. „Eine tolle Frau!“, strahlt ein Ehepaar.

Hinter der Bühne, im WAZ-Gespräch, zeigt sich Stefanie Kloß bewegt ob der Resonanz beim Zeltfestival. „Zwei Konzerte hintereinander an einem Ort: Das passiert uns nicht sehr oft“, strahlt die 26-Jährige und erinnert sich noch an das ZFR-Gastspiel 2009. Damals hat allerdings ein Abend gereicht.

Heute wird das Festival mit einem Auftritt der bayerischen Kultband La Brass Banda fortgesetzt. Am Sonntag folgt ein Kultautor: Frank Goosen bittet zum Heimspiel.