Beim zweitägigen Fahrradkurs der Caritas lernen sozial benachteiligte Kinder das Radfahren – die gespendeten Fahrräder und Helme dürfen sie behalten.

Auf dem Platz vor der Marienkirche regelt die Polizei heute den Verkehr. Gerade hat es einen Crash gegeben: Die kleine Anna stürzte mit dem Fahrrad, nachdem sie einen roten Pfosten gerammt hatte. Bevor Polizeihauptkommissar Dietmar Zimmermann eingreifen muss, hat sich Anna wieder aufgerappelt. Ali richtet den Pfosten, Teil eines Fahrradparcours, wieder auf und weiter geht’s. Eltern, die am Rande der Radstrecke stehen, atmen hörbar auf: alles gut gegangen.

Elf Kinder, die Jüngste drei, der Älteste zwölf, lernen hier, angeleitet von zwei Polizisten der Bochumer Verkehrsunfallprävention, Mitarbeitern des Migrationsdienstes und Ehrenamtlichen der Caritas-Freiwilligenagentur Fokus, an zwei Tagen das Fahrradfahren. Manche sitzen zum ersten Mal im Sattel, andere haben in ihrer Heimat Radfahren gelernt, es aber wieder verlernt. Denn zwischen ihrem Leben in Ghana, dem Irak, Syrien oder Aserbaidschan liegt die Flucht nach Deutschland.

Radstation sorgt für technische Unterstützung

Hanna Dziuba, Leiterin der Freiwilligenagentur, hat ein Plakat aufgehängt, auf dem jedes Fahrradteil mitsamt deutscher Bezeichnung abgebildet ist, denn oft fehlen den Flüchtlingskindern schlicht und einfach die Worte.

Deshalb führt Dietmar Zimmermann nun auch selbst vor, wie die Kinder einzelne Hindernisse auf dem Parcours umfahren sollen.

Den „technischen Support“ leisten Mitarbeiter der Radstation, die auch die gespendeten Fahrräder bei den Spendern abgeholt, repariert und umgebaut haben. „Wir haben Glück, dass wir so viele Spenden bekommen haben“, sagt Hanna Dziuba. Die Warteliste für den Kurs war lang.

Nicht nur Flüchtlingskinder sind dabei – auch Kinder, deren Eltern kein Geld für ein Fahrrad haben, dürfen mitmachen. Am Ende des Trainings bekommt jedes Kind eine Urkunde und, was viel wichtiger ist, darf Fahrrad und Helm behalten.

Bald können Mutter und Tochter gemeinsam fahren

Die siebenjährige Lina streicht behutsam mit den Händen über den Fahrradsattel, fasst immer wieder den Lenker und die pinkfarbene Klingel an und strahlt über das ganze Gesicht. Sie sucht den Blick ihrer Mutter, die bei den anderen Eltern und Ehrenamtlichen sitzt. Ihre Mutter hebt den Daumen und strahlt zurück.

„Fahrradfahren ist ganz einfach!“ sagt Lina voller Überzeugung. „Aber man muss einen Helm tragen, sonst kann man sich am Kopf verletzen und bluten.“ Dann fährt sie davon. Ihre Mutter läuft neben ihr her, auch sie hat kürzlich an einem Fahrradkurs der Caritas teilgenommen. Bald können die beiden gemeinsam fahren.