Witten.

Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer in Witten können sich eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht nur vorstellen - in manchen Gemeinden wurde sie bereits schon erteilt.

Eine gleichgeschlechtliche kirchliche Trauung wie kürzlich in Hessen ist im Kirchenkreis Witten-Hattingen jedoch nicht möglich.

Der kleine aber wichtige Unterschied: Zwar war für Martin Luther die Ehe „ein weltlich Ding“ und wird auf dem Standesamt geschlossen, doch nach einem Trauungs-Gottesdienst erhält das Paar eine Urkunde, die Trauung wird in das Kirchbuch eingetragen. Ein Segen dagegen wird nicht schriftlich dokumentiert.

„Das Presbyterium bestimmt die Regeln in der Gemeinde“, sagt Kirchenkreis-Sprecherin Nicole Schneidmüller-Geiser. In Hagen habe sich ein weibliches Paar sogar eine Pfarrstelle geteilt. „Der Superintendent hat ein weites Herz und könnte sich Segnungen vorstellen. Jesu Botschaft ist die Liebe - dem ist wenig hinzuzufügen.“ Eine solche Segnung solle keine Abwertung der Ehe sein, sondern eine Öffnung hin zu anderen Lebensformen.

Zwei Frauenpaare gesegnet

Deshalb hatte Pfarrerin Julia Holtz auch keine Schwierigkeiten mit dem Segen: „Ich habe zwei Frauenpaare gesegnet und einer Kollegin den Weg geebnet. Die Anträge kamen von den Paaren.“ Die jeweilige sexuelle Veranlagung sei im Menschen angelegt, „ich sehe sie als von Gott gegebene Sache an. Ich würde jederzeit ein weiteres Paar segnen, wenn ich sehe, dass es vor Gott mit Achtung gegenüber der Sexualität und füreinander umgeht. Wäre es kirchenrechtlich möglich, würde ich auch eine Trauung vollziehen - der Unterschied zwischen Segnung und Trauung ist ohnehin theologisch schwer zu begründen.“

Auch Segnungen heterosexueller Paare, die nicht verheiratet waren, hat Julia Holtz schon vorgenommen. „Das waren beispielsweise ältere Paare, die nicht heiraten wollten, um ihre Rentenansprüche nicht zu verlieren.“

Trauung in Hessen begrüßt

In der evangelischen Gemeinde in Stockum hat es ebenfalls schon eine Segnung einer gleichgeschlechtlichen Paares gegeben. Pfarrer Holger Papies: „Ich habe die Trauung in Hessen begrüßt. Es ist eine Tatsache, dass es solche Lebensgemeinschaften gibt und finde, dass die Kirche gut beraten wäre, sich ihnen gegenüber zu öffnen.“ Auf der nächsten Synode wird das Thema erneut diskutiert werden, heißt es bei der Evangelischen Kirche von Westfalen. Papies: „Ich würde es begrüßen, wenn sich die Landeskirche dahingehend öffnen würde.“

Die Segnung homosexueller Paare ist in Deutschland auch in der alt-katholischen sowie in der neuapostolischen Kirche möglich, dort aber nur außerhalb eines Gottesdienstes.