Witten. . Die Ruhrstadt wurde als eine von acht Kommunen für LWL-Projekt ausgewählt. Jeder kann sich einbringen: In Workshops sollen Visionen und Ziele erarbeitet werden.
Ein neues Großprojekt des LWL steht in den Startlöchern: „Kulturentwicklungsplanung“ ist sein sperriger Titel. Dahinter steckt nicht weniger als der ehrgeizige Versuch, die Kultur in Kommunen und Kreisen von Westfalen-Lippe zukunftsfähig aufzustellen.
18 Bewerbungen - darunter insgesamt rund 30 Städte - waren beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eingegangen. Witten wurde als eine von acht Kommunen auserwählt, um exemplarisch an dem Planungsprozess teilzunehmen. „Witten steht für eine mittlere Kommune im Spannungsfeld von der Metropolregion Ruhr und ländlichem Sauerland“, erläutert LWL-Projektleiterin Dr. Yasmine Freigang.
An fünf Terminen sollen Kulturverantwortliche aus Politik und Verwaltung, Vertreter von Vereinen, Kulturschaffende und -interessierte zusammenfinden, um zusammen die Schwächen und Chancen der Wittener Kulturlandschaft zu erkennen und anschließend neue Ziele und Projekte in Angriff zu nehmen. Geleitet werden die Konferenzen und Workshops von einem externen Fachmann: Reinhart Richter betreibt seit 1987 ein Büro für Kulturberatung in Osnabrück. Mit der von ihm entwickelten Methode soll es jedermann in kürzester Zeit möglich sein, die kulturellen Strukturen der Stadt kennenzulernen und zu ihrer Verbesserung beizutragen.
Chance für neue und konstruktive Kommunikation
Beim Auftakt-Workshop (Mittwoch, 28. August, ab 17 Uhr im Haus Witten) wird Richter nicht nur gesellschaftliche Zukunftsprognosen für den gesamten Raum Westfalen-Lippe abgeben, sondern auch Experten der Ruhrstadt zu Wort kommen lassen. Sprecher vom Integrationsrat, vom Amt für Datenverarbeitung, der Kinder- und Jugendbeauftragte Gerd Kinski, sowie Vertreter vom Stadtmarketing und der Kulturloge Ruhr erläutern die lokale Situation: von Migranten, Digitalisierung, Jugendangebote oder die Wünsche der steigenden Zahl von Senioren.
In verschiedenen Kleingruppen sollen die Teilnehmer danach gemeinsam diskutieren und sich austauschen können. An vier weiteren Terminen sollen Schwächen und Stärken erkannt, Visionen und konkrete Ziele und Projekte erarbeitet werden. Doch Kulturexperte Richter gibt zu bedenken: „Das ist keine Basisdemokratie.“ Die resultierenden Konzepte würden später zur Abstimmung in den Verwaltungsrat des Kulturforums und anschließend in den Stadtrat eingebracht.
In den bestehenden Kulturinstitutionen, darunter etwa das Märkischen Museum und der junge Verein Stellwerk, sieht Reinhart Richter große Potenziale. Die große Schwäche der Wittener Kultur? „Die Konfliktsituation zwischen den Akteuren.“ Gerade nach der gescheiterten Bürgerwerkstatt ist diese gewachsen. Kulturforumsleiter Dirk Steimann hofft, dass der vom neutralen Experten geleitete Planungsprozess jetzt die Chance biete, um wieder eine konstruktive Kommunikation anzustoßen.
Pläne für Kooperationen – über Stadtgrenzen hinaus
Der Planungsprozess in den ausgewählten Kommunen ist Teil der Kulturagenda Westfalen. Der Landschaftsverband will die kulturellen Angebote Westfalens damit auf gesellschaftliche Veränderungen – etwa den demografische Wandel, die Globalisierung und die Digitalisierung – vorbereiten.
Neben Witten nehmen sieben weitere Kommunen und Kreise an dem Projekt teil: Höxter und Olpe, Hagen, Lippstadt, Freudenberg und Kooperationen zwischen Halver, Kierspe, Meinerzhagen und Schalksmühle, sowie Ahlen und Beckum. In Witten soll es auch um die Zusammenarbeit mit Hattingen gehen.