Witten. . Ehrenamtler der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) helfen an der Ruhr gekenterten Seglern und verarzten gestürzte Radler.

Die Sonne scheint, der Wind bläst. Die erfahrenen Augen von Dirk Trapmann schweifen über den Kemnader See. „Perfekt für Segler“, sagt der 37-Jährige von der DLRG-Ortsgruppe Herbede. Er weiß: Im Wasser lauern Tücken. Strömungen, die Wasserpest. Der größte Feind aber ist menschlich: Überheblichkeit.

Mit acht Kollegen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft Witten ist Trapmann an diesem Feriensonntag an der Wachstation Südufer Aufpasser, Kümmerer – und wenn es sein muss Lebensretter. Dann reichen warmer Tee und Decke nicht mehr. Dann helfen nur Tauchanzug, Sauerstoffflasche oder oder ein Anruf beim Notarzt. Doch das kommt selten vor. Meist ist es ein gestürzter Radler, der behandelt werden muss. Oder es sind herrenlose Schuhe, die für Aufregung sorgen, wie letzte Woche, als zum Glück nichts Schlimmeres passiert war. „Es kann aber mal sein, dass jemand ertrinkt“, sagt Moritz Rehder. „Besonders, wo die Ruhr in den See mündet, entstehen Wellen.“ Der 19-Jährige macht eine Ausbildung zum Industriekaufmann und verbringt viele Wochenenden am Südufer.

Ein Inline-Skater rollt mit verzerrtem Gesicht zur Wachstation. Es ist der erste Einsatz heute für Sanitäterin Vanessa Deppe (19). Kein Drama, dem 20-Jährigen war eine Wespe in den Schuh geschlüpft, und die hatte zugestochen. Aber immerhin: „Ich hab’ seine Wunde gereinigt und ihm ein Pflaster draufgeklebt“, sagt Vanessa später. Auf dem wankenden Steg sitzt Sarah Black und beobachtet das Treiben auf dem See mit dem Fernglas. Einige Segler haben sich bei böigem Wind aufs Wasser gewagt. Einer hat seine Segel heruntergelassen. Dort, zwischen den gelben Bojen, wo das Wasser besonders flach ist. Eigentlich ein Zeichen für Probleme. Noch bleibt Dirk Trappmann aber gelassen. „Wenn man Pause machen will, ist das auf dem See die einzige Möglichkeit, sonst treibt man weiter.“

„Unser Einsatz in der Wachstation“, weiß DLRG-Sprecher Jörg Milewski, „ist für viele selbstverständlich.“ Aber eben auch nur am Wochenende, betont der 53-Jährige. Die Lebensretter sind Ehrenamtler, die in der Woche per SMS über Vorfälle informiert werden und von der Arbeit in den Einsatz gehen. Milewski arbeitet in der Stahlfabrik, Trapmann ist Unternehmensberater, Sven Häffner Fliesenleger. Häffner, 36, ist heute der Wachführer an der DLRG-Station. Er steigt nach einer Kontrollfahrt aus dem Motorboot. „Ich habe Jugendliche in einem Tretboot gewarnt, weil sie keine Schwimmweste anhatten.“ Passieren kann schnell etwas. Erst Samstag musste ein ermüdeter Surfer in den Hafen gebracht werden.

Auf einmal herrscht Aufregung. Dirk Trapmann bekommt einen Anruf vom Hafenmeister. Das Boot mit herunter gelassenem Segel hat doch ein Problem: Es hat sich im flachen Wasser in der Wasserpest festgefahren. Sofort macht er sich mit zwei Helfern im Motorboot auf den Weg und bringt den Segler in sichere Gefilde. „Mit der Vorleine ans Schleppdreieck, dann zieht er ihn raus“, erklärt Moritz Rehder. Der Einsatz dauert etwa fünf Minuten. „Vielleicht mussten wir noch niemanden tot bergen, weil wir so schnell sind“, vermutet Jörg Milewski. Kollege Dirk Trapmann braust wieder an den Steg. „Mission erfolgreich beendet“, funkt er zur Wachstation.