Witten. . Der Rohbau ist wohl schon Ende dieses Jahres fertig. Noch fehlen aber mindestens 100 000 Euro. Die islamfeindliche Partei Pro NRW hat eine Demo angekündigt, aber bislang nicht angemeldet.

Lange Zeit gab es ihn nur auf Papier, jetzt nimmt der Neubau der Moschee der Bosnischen Gemeinde langsam Formen an. Das alte Bahngebäude wurde abgerissen, die Baugrube ausgehoben und das Fundament gegossen. Im Moment wird die Verschalung für die Kellerwände eingezogen und in den nächsten Wochen mit Beton verfüllt. Auch die Fenster sind schon erkennbar. In etwa einem Monat soll das Kellergeschoss fertig sein, der komplette Rohbau bis Ende des Jahres. Zu Beginn der nächsten Fastenzeit in ziemlich genau einem Jahr wollen die rund 150 Gemeindemitglieder die Eröffnung ihrer neuen Moschee feiern.

„Zumindest die Gebetsräume sollen bis dahin komplett fertig sein“, sagt Armin Suceska, Sekretär und Sprecher der Bosnischen Gemeinde Witten. Wann auch das letzte Zimmer des dreistöckigen Gotteshauses eingerichtet ist, vermag er noch nicht zu sagen. „Wir lassen uns lieber etwas Zeit, denn wir wollen keinen Schund bauen“, sagt Suceska. Es ist eine Frage des Geldes. Rund 350 000 Euro verschlinge allein der Rohbau, mit einer halben Million kalkuliere die Gemeinde insgesamt. „Das hängt davon ab, wie aufwändig der Innenausbau wird und welche Materialien wir nehmen“, so Suceska weiter. Priorität hätten zunächst die Gebetsräume. 100 000 Euro fehlten aber auf jeden Fall noch.

Farbe der Fassade noch unklar

Sparen kann die Gemeinde dafür bei den Arbeitskosten. Zwei Bauunternehmer und Mitglieder bewältigten einen Großteil des Rohbaus, viele fleißige Hände würden jeden Samstag kräftig mit anpacken, erzählt Suceska. „Und das ist ganz schön anstrengend bei der Hitze während der Fastenzeit.“

Doch die Vorfreude auf die neue Heimat der Gemeinde macht die Anstrengungen erträglicher. Bisher musste sich die Glaubensgemeinschaft mit einem alten und wenig einladenden Bahn-Schuppen begnügen. „In der alten Hütte war es im Winter kalt, da ist niemand gern geblieben“, sagt Suceska. Zudem war das Gemäuer zu marode, um darauf noch etwas aufbauen zu können. Ein Abriss und Neubau war die einzige Lösung.

Schlichter Bau mit Kuppel und Zier-Minarett

Ein Prachtbau, wie zum Beispiel von der islamfeindlichen Partei Pro NRW propagiert, soll es auf jeden Fall nicht werden. „Es wird ein schlichter Bau“, versichert Armin Suceska. Innen werde es nicht, wie bei türkischen Gemeinden üblich, blaue Kacheln, sondern eher weiße Wände geben. Über die Farbe der Fassade sei man noch uneins. Erst sollte sie gelb werden, doch das trifft nicht den Geschmack der weiblichen Gemeindemitglieder.

Hingucker wird auf jeden Fall eine kleine Kuppel, unter der Frauen und Männer getrennt voneinander gen Mekka beten sowie ein Zier-Minarett, das nicht begehbar ist und von dem aus auch nicht zum Gebet gerufen wird. Hinter dem Bau wird es einen Spielplatz für die kleinsten Gemeindemitglieder geben. Armin Suceska ist sicher: „Es wird richtig schön hier.“

Keine Demonstration von Pro NRW angemeldet

Konflikte um den Moscheebau gebe es bislang keine, sagt Armin Suceska. Die Nachbarn seien hilfsbereit, von allen demokratischen Parteien gebe es Unterstützung. Pro NRW hatte auf Flugblättern eine Demo im Sommer angekündigt, bei der Polizei wurde bislang keine angemeldet.

Wer das Bosnische Kulturzentrum beim Bau unterstützen möchte, kann auf das Konto 520791 bei der Sparkasse Witten (BLZ 452 500 35) spenden.