Witten. . Bei der Freiwilligenagentur Fokus können Senioren die Hilfe von Nachbarschaftshelfern anfordern. Die hängen Bilder auf und reparieren Lampen.

„Ich bin in Rente gegangen und hab’ mich gefragt: ‘Watt machste jetzt?’ Dann habe ich diese Notiz in der Zeitung gesehen.“ Ein Anruf, ein Besuch, ein Gespräch – so wurde aus dem Rentner Bernd Brakemeier ein „Nachbarschaftshelfer“ der Freiwilligenagentur Fokus.

Etwa einmal pro Woche meldet sich die Leiterin der Agentur, Hanna Dziuba, mit einem Auftrag bei ihm oder einem der anderen fünf Helfer. Bilder aufhängen, Heizkörper entlüften, Glühbirnen auwechseln – „Senioren können bei uns anrufen, wenn kleine Arbeiten zu Hause anfallen, die sie allein nicht mehr machen können“, sagt Hanna Dziuba.

Kein Ersatz für professionelle Handwerker

Der Helfer vereinbart mit den Senioren einen Termin und kümmert sich innerhalb von wenigen Tagen um den Auftrag. „Wir ersetzen allerdings keine professionellen Handwerkerdienste“, stellt Dziuba klar.

Heute besuchen die Herren Nachbarschaftshelfer eine Seniorinnen-WG in Bommern. Dass sie zu viert auftauchen, ist dem Pressetermin geschuldet, normalerweise sind sie maximal zu zweit im Einsatz. Die WG-Damen sind sichtlich angetan von ihren Gästen: „So viele nette junge Männer!“

Manche Senioren hätten auch einen Lieblingshandwerker, erzählt Hanna Dziuba, nach dem sie dann am Telefon explizit verlangen würden. Es sei schließlich eine Vertrauenssache, wen man in seine Wohnung lasse.

Während drei der „jungen Männer“, allesamt Ruheständler, mit den Bewohnerinnen plaudern, begutachtet Joachim Strzalka einen defekten Lampenschalter. „Der fällt immer herunter“, sagt Hildegard Maas und schaut Strzalka erwartungsvoll an. Dem reicht ein Blick auf den Kunststoffknopf, um zu wissen: Hier muss geklebt werden. Weil Hildegard Maas jedoch keinen Klebstoff hat, befestigt er den Schalter provisorisch mit Tesafilm. „So ist es wenigstens etwas stabiler.“

Plaudereien gehören zum Job

In der Küche ist man von Gardinen, kaputten Schaltern und verstopften Abflüssen mittlerweile zu amüsanteren Themen übergegangen: Horst Ilsen erzählt von seinem Shanty Chor, Helga Sieloff schwärmt: „So ewas höre ich so gern“. Spontan verspricht Ilsen, ihr eine CD zu schicken. „Und möchten Sie vielleicht zu unserem nächsten Weihnachtskonzert kommen?“

Beim ersten Besuch in der WG gab es für die ehrenamtlichen Handwerker Stachelbeer- und Kirschtorte, „zum Kennenlernen“. Und auch bei anderen Auftraggebern – meist Auftraggeberinnen – werde man immer freundlich empfangen, erzählt Strzalka, der seit drei Jahren als Nachbarschaftshelfer im Dienst ist.

Die netten Plaudereien sind fester Bestandteil der Nachbarschaftshilfe. „Oft geht es gar nicht um die kleinen handwerklichen Arbeiten“, sagt Hanna Dziuba, sondern darum, dass jemand da ist, der zuhört.“