Witten. . In Witten gab es im vergangenen Jahr ein Fünftel weniger Existenzgründungen. Dafür nehmen Gründungen mit Beschäftigten so stark zu wie sonst nirgends im Ruhrgebiet.
Die Zahl der Existenzgründungen in Witten ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2011 um ein Fünftel eingebrochen. Die gute Nachricht: Gründungen mit Handelsregistereintrag oder Beschäftigten nahmen drastisch zu – um 27 Prozent. Der beste Wert im gesamten Ruhrgebiet.
Die auf den ersten Blick widersprüchlichen Ergebnisse des Gründerreports 2012 der Industrie- und Handelskammern erklären sich durch die stark gesunkene Zahl der Kleinunternehmer in Witten, zu denen etwa der Kiosk-Besitzer zählt. Von ihnen gab es 33 Prozent weniger in 2012 (von 315 auf 209) – da konnte auch die erfreulich hohe Zahl der Gründungen größerer Unternehmen (von 67 auf 85) nicht die Gesamtbilanz positiv gestalten. Diese Unternehmen (etwa Autowerkstätten) sind von besonderer Bedeutung, weil dort Arbeitsplätze entstehen . In Witten – und das passt zu der deutlichen Zunahme in dieser Kategorie – sank die durchschnittliche Arbeitslosenzahl von 4567 in 2011 auf 4454 in 2012.
Trotz der aktuell guten Zahlen in diesem Bereich hat Witten noch Nachholbedarf. Im Schnitt falle nur jede fünfte Neugründung in diese Kategorie, bundesweit sei es jede vierte, rechnet Julia Brouns von der IHK Mittleres Ruhrgebiet vor. Ihr Fazit: „Witten hinkt hinterher, holt aber auf.“ Laut städtischer Wirtschaftsförderung floriert vor allem der Wittener Dienstleistungssektor: Sechs von zehn Existenzgründungen entstehen hier. Heraus stechen technische Dienstleistungen (91), wie etwa Architekturbüros. Auch im Gastgewerbe (78) und im Bereich „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ (34) – darunter fallen zum Beispiel Wettbüros – gab es zahlreiche Neugründungen. Im Handel waren es 184, das ist ungefähr ein Viertel aller Gewerbeanmeldungen in Witten.
Weniger Arbeitslose gründen Firma
Joachim Grüner, der für die Wirtschaftsförderung Existenzgründer berät, stellt eine „positive wirtschaftliche Entwicklung“ fest. „Viele sehen ihre Chancen in qualifizierten Gründungen.“ Also nicht als Solounternehmer. Julia Brouns von der IHK glaubt: „Arbeitslose nehmen in wirtschaftlich besseren Zeiten eher ein Angestelltenverhältnis auf. Deshalb sinkt die Zahl der Kleinunternehmer, die oft aus der Not heraus geboren sind.“ Andererseits könne eine brummende Wirtschaft zu mehr Gründungen größerer Firmen führen – wie aktuell in Witten.
Ein weiterer Grund, warum die Zahl der Kleinunternehmer so stark abgenommen hat, sei der seit 2012 stark reglementierte Gründerzuschuss, glaubt Ulrich Brauer, Sprecher der Hagener Agentur für Arbeit. Es gibt nun keinen Rechtsanspruch mehr auf eine Förderung. Die Zahl der Wittener, die aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit gegangen sind, ist denn auch drastisch eingebrochen – von 236 in 2011 auf 117 im vergangenen Jahr.