Witten. . 45-Jähriger hatte drei Nichten missbraucht und sich mit einem Geständnis auf den letzten Drücker gerettet.

Auf dieses Urteil folgten viele Tränen: Das Bochumer Landgericht hat den 45-Jährigen, der seine drei Nichten missbraucht hatte, zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Bis zuletzt hatten seine Opfer auf eine Gefängnisstrafe gehofft – doch ein leidenschaftsloses Geständnis kurz vor dem Urteil brachte die Wende.

Offiziell möchte es niemand beim Gericht sagen, aber inoffiziell ist klar: Hätte der 45-Jährige seine Taten nicht auf den letzten Drücker gestanden – er wäre hinter Gitter gelandet. Richter Johannes Kirfel sprach in der Urteilsbegründung vom Afghanistankrieg, den der Angeklagte erlebt habe, von dessen Kind, das gestorben sei, von einem anderen Kulturkreis, dem er entstamme – da müsse man so ein Geständnis anders bewerten. Emotionsausbrüche seien von so einem Mann nicht zu erwarten. Auf den hinteren Bänken, wo viele Verwandte der Nichten saßen, herrschte Fassungslosigkeit.

Der 45-Jährige hatte seine drei Nichten (heute 13, 17 und 28 Jahre) zwischen 1994 und 2005 missbraucht. Mit einem Mädchen hatte er sich im Wohnzimmer eingeschlossen, an einem vergriff er sich in der Garage. Teilweise verlangte er, sie sollten ihm im Intimbereich streicheln oder er berührte sie unsittlich.

Die Staatsanwältin hatte leidenschaftlich für eine dreijährige Haftstrafe plädiert. Es seien Mädchen gewesen, die dem Ennepetaler anvertraut gewesen seien. „Er hat sich immer genommen, wonach ihm gerade war.“ Das späte Geständnis sei ein Zweckgeständnis. „So werden Angeklagte animiert, erst mal abzuwarten, was die Beweisaufnahme ergibt“, ging sie das Gericht an.