Witten. .

Ein 45-Jähriger hat am Dienstag vor dem Bochumer Landgericht gestanden, zwischen 1994 und 2005 seine drei Wittener Nichten (heute 13, 17 und 28 Jahre) missbraucht zu haben.

Es ist bereits das zweite Geständnis im Prozessverlauf. Das erste hatte er widerrufen. Die Familie habe ihn unter Druck gesetzt, sagte er damals. Als der Angeklagte eine Entschuldigung über seine Lippen brachte, platzte es aus seiner 17-jährigen Nichte heraus, all die Emotion, all die Wut. „Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wo hinstecken“, schrie sie ihn im Gerichtssaal an und stürmte weinend raus. Sie weiß: Ihr Onkel versucht gerade noch einmal, kurz vor dem Urteil, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und der drohenden Gefängnisstrafe zu entgehen.

Seine Verteidiger suchten offen den Deal mit dem Gericht: 3000 Euro plus das Geständnis - dafür, bitte, eine Bewährungsstrafe. Sowohl die Staatsanwältin als auch die Vertreterin der Nebenklägerinnen, der drei Nichten, wollten das nicht mitmachen. Zu hart sind ihnen die Vorwürfe, die gegen den Angeklagten im Raum stehen. Zu sehr roch es nach einem drittklassigen Geständnis.

Der 45-jährige jetzige Ennepetaler soll sich mehrmals an seinen Nichten vergangen haben, als diese noch kleine Kinder waren, teilweise vier, fünf Jahre alt. Damals wohnte er selbst noch in Witten. Die Taten sollen in seiner damaligen Wohnung in der Bebelstraße begangen worden sein. Ein Mädchen, das heute 28 ist, soll er im Intimbereich gestreichelt haben, an einem soll er sich in der Garage vergangen haben, eines im Wohnzimmer eingeschlossen und gebeten haben, ihn zwischen den Beinen zu berühren. In dem Wohnzimmer soll auch sein Sohn dabei gewesen sein. Sein Vater ersparte dem heute 13-Jährigen seine Aussage nicht. Dafür kam das Geständnis zu spät. An etwas Schlimmes könne er sich nicht erinnern, sagte d er Junge. „Sowas würde mein Papa nie machen.“

Der Fall ist so spät vor Gericht gelandet, weil die Familie offenbar jahrelang schwieg. Schon 1995 soll der Ennepetaler ihnen eine Tat gestanden haben. Aus Schutz vor seinem Sohn, heißt es, habe man nichts gesagt. Jetzt läuft es darauf hinaus, dass der 45-Jährige hinter Gitter muss. Ein letztes Mal versuchte er am Dienstag, für sich zu punkten. „Ich habe auch viel Gutes für die Familie getan.“ Seine Nichten fangen an zu weinen.